Telekom und Energieversorger erwägen Breitband-Kooperation

Auch in Deutschland reifen einem Zeitungsbericht zufolge Pläne, nach Schweizer Vorbild die Energieversorger in den Ausbau der Breitbandnetze einzubeziehen.

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Für den politisch gewollten Ausbau der Breitbandnetze in ganz Deutschland kündigt sich eine neue Allianz an. Die Telekom führe mit Energieversorgern erste Sondierungsgespräche über eine mögliche Zusammenarbeit, berichtet das Handelsblatt. Telekom und RWE bestätigten erste Kontakte. Auch die Bundesnetzagentur will prüfen, wie die Versorger in das Projekt Breitbandausbau eingebunden werden können. Nach dem Willen der Bundesregierung soll schon Ende 2010 ganz Deutschland mit 1 MBit/s angebunden sein, bis 2014 sollen drei Viertel der Bundesbürger mit mindestens 50 MBit/s surfen können.

Doch steht zunehmend in Frage, ob das ambitionierte Projekt Breitbandausbau die erste Hürde bis Ende 2010 nehmen wird. Netzbetreiber wollen die nötigen Investitionen vor allem für die Anbindung ländlicher Regionen nicht alleine stemmen. Dazu bilden sich erste Kooperationen, die schnelle Netze auch außerhalb der schon üppig angebundenen Ballungsräume ausbauen. Dabei arbeiten die Netzbetreiber untereinander, aber auch mit den Gemeinden zusammen. Doch ist das Versprechen, Glasfasernetze bis in den letzten Winkel der Republik auszubauen, nicht nur angesichts des teuren Tiefbaus, der den Großteil der Kosten ausmacht, schwer einzulösen. Auch die Frequenzen der sogenannten digitalen Dividende, die nach ihrer Versteigerung zum Breitbandausbau beitragen sollen, sind keine Patentlösung.

In Deutschland reifen nun offenbar Pläne, die in der Schweiz schon erfolgreich umgesetzt wurden. Durch eine Zusammenarbeit mit den Energieversorgern könnten die Netzbetreiber ihre Baukosten senken. Zum einen könnten die Energiekonzerne bei ihren ohnehin geplanten Leitungsarbeiten Infrastruktur für Breitbandnetze in die Erde bringen und diese dann vermieten. Zum anderen könnten sie den Netzbetreibern bestehende Leerrohre neben Strom- oder Gasleitungen vermieten, in die dann Glasfasern eingeblasen werden können.

In der Schweiz bauen die Energieversorger Glasfasernetze in ihren Versorgungsgebieten auf und arbeiten beim Vertrieb mit den Telekommunikationsanbietern zusammen. Die Versorger haben sich im 2008 gegründeten Interessenverband Openaxs zusammengetan und wollen das gemeinsam ausgebaute Netz allen Anbietern zu transparenten Konditionen anbieten. In Zürich hat das städtische Elektrizitätswerk (ewz) bereits ein Netz in Betrieb genommen, auf dem seit einem Pilotversuch von Orange im vergangenen Sommer seit April 2009 auch Swisscom und Sunrise FttH-Anschlüsse (Fibre to the Home) anbieten.

Bei der Bundesnetzagentur hat das Schweizer Modell Eindruck gemacht. Die Regulierungsbehörde hatte Ende Juni angekündigt, Daten über vorhandene Leerrohre, Trassen und Funktürme in einem Infrastrukturatlas Deutschlands zusammenzufassen. Dem Handelsblatt zufolge hat die Behörde dafür rund 3000 Unternehmen aus der TK-Branche und der Energie- und Wasserwirtschaft sowie kommunale Versorger, die Bahn und die Bundeswehr angeschrieben. Bis zum Jahresende solle der erste Entwurf des neuen Netzplans stehen. (vbr)