Honda Civic im ersten Fahrbericht: Zurück zu alter Stärke

Der Honda Civic steht vor einem Modellwechsel. Erste Fahreindrücke des Neuen, eingesammelt in einer US-Version.

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Honda Civic

(Bild: press-inform)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Hierzulande scheint es fast so, als wären die besten Zeiten des Honda Civic schon seit langem vorbei. Spätestens seit Honda sich entschieden hat, konsequent zu polarisieren, sind ist der Absatz rapide zurückgegangen. Global sieht das freilich durchaus anders aus. Allein von der nun bald alten Generation, seit 2015 im Markt, wurden in Nordamerika mehr als 1,7 Millionen Civic unter die Leute gebracht. Ein erster Ausflug mit der 11. Generation des US-Civic zeigen, dass auch er gute Chancen hat, die Erfolgsgeschichte fortzusetzen.

In den USA ist die Stufenheck-Limousine der Bestseller. In der Neuauflage ist sie ruhig und elegant gezeichnet, mit 4,67 m fast so lang wie ein BMW 3er. Auch im Innenraum ist eine Rückkehr zu einer gewissen Ruhe und Stilsicherheit unverkennbar. Das Armaturenbrett ist nicht modisch, aber funktional tadellos. Alles ist ordentlich verarbeitet. Wer unbedingt etwas zum Meckern sucht, könnte bei den etwas breiten, unschönen Rändern rund um das Display des Kombiinstrumentes einen Ansatz finden. Wir meinen: Wenn das alles ist, haben die Entwickler vieles ganz offensichtlich richtig gemacht.

Die Bedienung an sich gibt keinerlei Rätsel auf, auch das eine Qualität, die nicht mehr überall geboten wird – selbst von Autoherstellern, die genau damit vor Jahren noch warben. So sind es nur Kleinigkeiten, die nicht optimal gelöst sind: Die induktive Ladeschale für das Handy ist vergleichsweise umständlich zu erreichen. Die platzraubenden Becherhalter sind im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten sicher ein Verkaufsargument, nicht nur hierzulande würde manch einer aber den Platz gern anders nutzen.

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Der Radstand wurde um 3,5 cm verlängert und misst nun 2,71 m. Damit gibt es etwas mehr Platz vor allem auf den Rücksitzen. Die Sitze vorn sind geschickt geformt – sie bieten Seitenhalt, ohne einzuengen. Enttäuschend für ein derart langes Auto ist das Ladevolumen von nur 407 Litern. Hier bieten ähnlich lange Konkurrenten erheblich mehr.

Auf dem US-Markt sind drei Benziner geplant. Der Basismotor ohne Aufladung hat zwei Liter Hubraum. Seine Daten: umgerechnet 118 kW und 187 Nm. Für beides muss der Saugmotor hohe Drehzahlen mobilisieren: Die maximale Leistung liegt bei 6500/min an, das maximale Drehmoment bei 4200/min. Hier, wie auch im Benziner mit 134 kW, ist ein stufenloses Getriebe alternativlos. Ein Schaltgetriebe gibt es im Stufenheck nur für die Version mit 149 kW.

Honda Civic 2022 (13 Bilder)

Der Honda Civic ist auf dem US-Markt eine feste Größe: Rund 12 Millionen wurden dort bislang verkauft.

Für diese erste Ausfahrt stand uns die stärkere Maschine zur Verfügung. Der 1,5-Liter-Vierzylinder leistet 134 kW und bietet 240 Nm zwischen 1700 und 4500/min. Er arbeitet akustisch zurückhaltend und wird erst bei höheren Drehzahlen kerniger. Doch die braucht es nicht, um zügig voranzukommen. Schon aus Drehzahlen deutlich unterhalb von 2000/min zieht der kleine Motor kräftig an.

Etwas verbreitert hat Honda die Spur vorn und hinten, was mit mehr Laufruhe und Agilität positiv bemerkbar macht. Die Servolenkung arbeitet leichtgängig, aber präzise. Die gelungene Fahrwerksabstimmung trägt viel dazu bei, dass der Civic eine Menge Fahrspaß bietet. Nur die Unterschiede in den Fahrmodi sind zu gering, hier sollte Honda eine größere Bandbreite bieten.

Die Preise auf dem US-Markt geben traditionell keinerlei Ausblick auf die europäische Kalkulation. Das Basismodell kostet in den USA 21.900 Dollar, mehr als 30.000 werden es nur im absoluten Ausnahmefall. Die Serienausstattung ist dabei schon im Grundmodell ziemlich umfangreich. Nicht alles lässt sich auf das europäische Modell, das im kommenden Jahr auf den Markt kommt, eins zu eins übertragen. Doch der erste Eindruck ist, dass Honda ein sehr ordentlich gemachtes Auto in die Verkaufsräume schiebt.

(mfz)