Wasserstoff-Autos: Wie Toyota den Wasserstoffverbrenner wiederbeleben will

Vor 20 Jahren schickte BMW Wasserstoffautos ohne Brennstoffzelle um die Welt. Nun will ein japanisches Konsortium die verpuffte Idee wieder zum Knallen bringen.

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(Bild: peterschreiber.media / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Wasserstoff für Brennstoffzellen in Autos ist für Toyota inzwischen normal. Der Mirai produziert schon in zweiter Generation Strom an Bord mit der Technik. Nun will Japans größter Autobauer einen alten H2-Traum wahrmachen, den BMW schon lange ausgeträumt hat: den Wasserstoffverbrennungsmotor.

Vor 20 Jahren schickte der bayrische Autohersteller eine kleine Flotte an BMW 7ern, die in ihren Motoren Wasserstoff verbrennen konnten, auf die "CleanEnergy WorldTour". Auch in Japan machten die Wagen medial Furore, ohne jedoch jemals am Markt einen Durchbruch zu schaffen. Denn die Automobile, die sowohl Wasserstoff als auch Benzin verbrennen konnten, rechneten sich nie. Aber der frühere Misserfolg hindert die Japaner nicht, die Idee ausgerechnet im Elektroautoboom nochmals auf die Straße zu schicken.

Genauer gesagt ist die Offensive von Stromern ein Grund für Toyotas Wiederbelebungsversuche der Technik. Denn obwohl der Konzern nun endlich ernst macht bei Elektroautos, antichambriert er weltweit für eine Existenzberechtigung CO₂-neutraler Verbrenner und synthetischer Brennstoffe – und gegen eine Verengung von Technologiepfaden auf Elektroautos pur.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Als Werbemaßnahme stellte Toyota daher dieses Jahr ein Rallye-Auto vor, das von Wasserstoffexplosionen angetrieben wird. Man wolle die Technik durch den Rennsport ausentwickeln, erklärte der Konzern die Initiative, die ganz von oben durchgesetzt wurde. Schließlich ist der Wasserstoffverbrenner Chefsache.

Konzernchef Akio Toyoda höchstpersönlich hetzte das Gefährt unter seinem Rennfahrersynonym „Driver Morizo“ das Exemplar über die Rennstrecke. Dass diese Technik als ineffizient kritisiert wird, stört ihn offenbar nicht. Sein Herz schlägt noch im Zylindertakt.

Die Verbrennung in Wasserstoffmotoren erfolge schneller als in Benzinmotoren, wirbt der Konzern stattdessen. Dies schlage sich in einem guten Ansprechverhalten nieder. Und mehr noch: „Wasserstoffmotoren haben nicht nur eine hervorragende Umweltbilanz, sondern können auch Fahrspaß vermitteln, unter anderem durch Geräusche und Vibrationen.“

Für seine Kampagne hat Japans führender Autobauer sogar die kleineren japanischen Hersteller Subaru und Mazda und sowie den Motorradhersteller Yamaha und den Schwerindustriekonzern Kawasaki Heavy als Partner gewonnen. Im November gründete das Team eine Initiative mit einem spezifischen Ziel: Sie soll „über Elektrifizierung hinausgehen und eine größere Auswahl für die Nutzung von Verbrennungsmotoren anbieten“.

Ob die Teilnehmer aus eigener Überzeugung die Idee unterstützen oder nur ihrem Großaktionär und Partner Toyota zum Gefallen, sei dahingestellt. Immerhin verpflichten sich die Autobauer, umweltfreundliche Verbrenner in der japanischen Taikyu-Rallyserie einzusetzen.

Mazda will Biodiesel verfeuern, Subaru und Toyota setzen auf aus Biomasse hergestellte synthetische Kraftstoffe. Mit Yamaha will Toyota wieder Wasserstoffverbrenner ins Rennen schicken, während Yamaha mit KHI Wasserstoffverbrenner für Yamaha-Motorräder entwickeln soll. In der Zukunft könnten das Team auch durch die anderen zwei großen japanischen Motorradriesen Honda und Suzuki ergänzt werden.

Gemeinsam wollen sie untersuchen, ob Motorräder auch mit Verbrennungsmotoren CO2-neutral fahren können. So hoffen sie wohl, ihr riesiges Knowhow in klassischer Motorentechnik wenigstens in Nischen in die Ära elektrifizierter Antriebe retten zu können.

(bsc)