CO2-Emission 2021 in Deutschland gestiegen

Der Thinktank Agora Energiewende hat ausgerechnet, dass 2021 4,5 Prozent mehr CO2-Äquivalente ausgestoßen wurden als 2020.

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Treibhausgasemissionen in Deutschland nach Sektoren 1990 bis 2020, Schätzung für 2021.

(Bild: Agora Energiewende)

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Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 772 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente ausgestoßen. Das sind nach Angaben des Thinktanks Agora Energiewende 33 Millionen Tonnen oder 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Emissionen erreichten zwar nicht das gleiche Niveau wie im Jahr 2019, bevor die Pandemie ausbrach, gleichzeitig seien aber die Einschränkungen noch nicht vollständig überwunden. Zugleich werde mit 38 Prozent Emissionsminderungen gegenüber 1990 das 2020-Ziel von -40 Prozent wieder verfehlt.

Der Anstieg 2021 sei im Zusammenhang mit dem deutlichen Rückgang der Emissionen im Jahr davor zu sehen, schreibt Agora Energiewende (PDF). 2020 begann die Pandemie, im ersten Lockdown sei unter anderem die Mobilität deutlich gesunken. Die wirtschaftliche Erholung im vergangenen Jahr sei Haupttreiber für die steigenden Emissionen gewesen. Dazu komme ein stark gestiegener Brennstoffpreis für Erdgas.

Auch verantwortlich für den erhöhten CO₂-Ausstoß sei der Rückgang der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien. Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hatten nach vorläufigen Zahlen im Dezember ausgerechnet, dass 2021 etwa 42 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms mit Erneuerbaren Energien erzeugt worden war. 2020 waren es noch 46 Prozent. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampelkoalition festgeschrieben, dass bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien kommen soll.

Der schrumpfende Ökostromanteil im Jahr 2021 hatte laut dem Thinktank vor allem zwei Gründe: Einerseits stieg der Stromverbrauch gegenüber 2020 von 548 auf 560 Terawattstunden. Andererseits konnte dieser Anstieg aufgrund ungünstigerer Wetterbedingungen wie schwächeren Winterstürmen zu Jahresbeginn nicht von den Erneuerbaren abgedeckt werden.

Der Anteil von Kohle an der Stromerzeugung stieg 2021 um knapp ein Fünftel auf 27,8 Prozent, hat Agora Energiewende ausgerechnet. Dieser Anteil könne wieder sinken, wenn die Gaspreise nachlassen. Trotz anhaltend eingeschränkter Mobilität sei 2021 im Verkehrssektor mehr CO2 ausgestoßen worden als laut Klimaschutzgesetz erlaubt ist, heißt es in dem Bericht. Auch im Gebäudebereich würden die sogenannten Sektorenziele wie im Vorjahr verfehlt, und zwar 2020 um 12 Millionen Tonnen CO₂. Die Emissionen der Industrie hätten auf dem Zielpfad gelegen, weil die Produktion auch 2021 noch etwas gedämpft gewesen sei.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte Ende vorigen Jahres bereits in der Zeit gesagt, Deutschland werde seine Klimaziele 2022 und wohl 2023 verfehlen. Das 2019 beschlossene deutsche Klimaschutzgesetz sieht jährliche CO₂-Minderungen vor, die von einem unabhängigen Expertenrat überprüft werden. Enthalten sind darin Minderungsziele für die Bereiche Energiewirtschaft, Gebäude, Verkehr, Industrie und Landwirtschaft vor. Werden Etappenziele verfehlt, müssen die zuständigen Ministerien innerhalb von drei Monaten nachsteuern.

(anw)