Wasserzeichen für Verwertermühlen

Ein Workshop des Cast-Forums zeigte deutlich, dass die Diskussion über Watermarking, DRM-Systeme und sichere, vertrauenswürdige Inhaltsplattformen erst begonnen hat.

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Von
  • Detlef Borchers

Zwei Tage lang beschäftigte sich das CAST-Forum des Darmstädter Fraunhofer-Instituts mit Wasserzeichen und dem Rechtemanagement für digitale Inhalte. Ausgangspunkt der Konferenz ist das von der EU finanzierte und von dem Fraunhofer Competence Center for Applied Security (CAST) koordinierte Certimark-Projekt eines verbindlichen Benchmarks, mit dem digitale Wasserzeichen auf ihre Einsatztauglichkeit getestet werden können.

Wie die Zukunft aussehen mag, zeigte eindrücklich Frank Hartung von Ericsson Research mit seinem Vortrag zum mobilen DRM. Dieses MDRM soll spätestens im zweiten Quartal 2003 fertig sein, wenn die ersten UMTS-Handys in nennenswerter Stückzahl auf dem Markt erscheinen. Ein Handy, das Musik oder ein Video empfängt, ist dabei immer mit zwei Servern verbunden, dem Lizenz- und dem Content-Server. Schickt der Benutzer ein Stück an einen Freund, wandert der multimediale Inhalt samt Kennung zum nächsten Handy, während die Lizenz vom Server eigens erstellt und über den Netz-Provider bezahlt wird. In allen Stadien sei eine abgesicherte Beziehung zwischen Anwender, Provider und Content-Anbieter gegeben. Es gebe gesicherte Zahlungswege und -- auf Seiten des Anwenders -- keine Möglichkeiten, die Hard- oder Software des Handys zu modifizieren. "Wir sind dort, wo die Internet-Industrie noch hin will", betonte der Ericsson-Mann in der Schluss-Diskussion.

Sichere Systeme und zertifizierte Dateien in Systemen, die dennoch Personal Computer sind, das ist ein Anliegen, das auch von Microsoft in Darmstadt propagiert wurde. Dabei betonte Palladium-Chefentwickler Peter Biddle in seinem Vortrag, dass Microsoft mit seiner neuen Sicherheitsarchitektur keineswegs ein DRM-System forcieren möchte. Eine Ansicht, die nicht von allen Teilnehmern nachvollzogen wurde. "Palladium setzt Microsoft in eine Position als Gatekeeper jeder Form von Authentifizierung und Identifizierung", betonte Thomas Hetschold von den Frankfurter Fillmore Labs. Hetschold, der nicht mit Kritik an einer angeblich unzureichend berichtenden Presse sparte, arbeitete in seinem Vortrag über den Musik-Vertrieb im Netz (Popfile, Pressplay, Liquid Audio) eine bedenkliche Tendenz heraus. Bei den meisten Anbietern seien die Bezahlfunktionen des E-Commerce und DRM-Systeme so verschränkt, dass die Privatsphäre der Nutzer massiv beeinträchtigt werde.

Peter Rantasa vom österreichischen Music Information center Austrie (mica) machte darauf aufmerksam, dass DRM-Systeme in erster Linie den Interessen der Industrie und nicht denen der Musiker oder Komponisten dienten. Wollten diese an den Einnahmen beteiligt werden, so müssten sie ihre Rolle ändern und sich, wie David Bowie, nicht als Musiker, sondern als Service Provider begreifen. Das aber, so warf Gerhard Pfennig von der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst in der abschließenden Diskussion ein, sei eine elitäre Position: "Wir haben in Deutschland 11.000 Bildschaffende. 700 von ihnen sind am Markt. Sie bekommen Aufträge, ihre Werke werden gehandelt, der Rest wird von uns unterstützt." Ohne ein absolut sicheres Watermarking, mit dem die Stütze eingeholt werden kann, gibt Pfennig den Pauschalabgaben auf Datenträger und Datenkopiereinrichtungen den Vorzug. (Detlef Borchers) / (anw)