KPNQwest schaltet das Licht wieder an
Das europäische Glasfasernetz des insolventen IP-Carriers KPNQwest ist wider Erwarten wieder in Betrieb.
Das europäische Glasfasernetz des insolventen IP-Carriers KPNQwest ist wider Erwarten wieder in Betrieb. Nachdem die Insolvenzverwalter des holländischen Konzerns gestern veranlasst hatten, die Eurorings herunterfahren zu lassen, folgten Krisengespräche der deutschen KPNQwest-Tochter mit den Insolvenzverwaltern sowie dem am deutschen Teilnetz interessierten Telekommunikations-Unternehmen KPN. "Dabei wurden Zusagen getroffen, die den Netzwerkbetrieb und das Management solange aufrecht erhalten, bis es zu einem Ergebnis über den Status von KPNQwest Deutschland nach dem 1. September kommt", teilte die insolvente GmbH heute mit. Die Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme des Netzes sollen noch am heutigen Nachmittag abgeschlossen sein.
Das Netz war just zu dem Zeitpunkt abgeschaltet worden, als der deutsche Insolvenzverwalter Ulrich Bert mit KPN über den Verkauf der deutschen KPNQwest-Glasfaserstrecken verhandelte. Insidern zufolge hat KPN "sanften Druck" auf die niederländischen Insolvenzverwalter ausgeübt, damit diese den deutschen Ring genau während der Verhandlungen in Frankfurt stillegen. "Die wollten unbedingt ihre Macht demonstrieren", hieß es.
Die Maßnahme scheint gefruchtet zu haben: Der Verkauf der drei deutschen Subringe (Ring 3) an KPN ist offenbar beschlossene Sache. "Das gestern vorgelegte Angebot umfasst nicht nur die Übernahme der Netzwerkinfrastruktur, sondern auch die Übernahme der Mitarbeiter der KPNQwest Germany GmbH", teilte Firmensprecher Thilo Huys mit. Weitere ernstzunehmende Bieter seien mit der schwedischen Telia sowie dem Carrier Level 3 aber durchaus noch vorhanden. Mit einer Entscheidung sei spätestens in drei Wochen zu rechnen.
Eine Weiterführung der Carrier-Geschäfte von KPNQwest Deutschland, eventuell auch unter anderem Namen, scheint damit endgültig vom Tisch zu sein. Liegenschaften wie das 10.000 qm große Rechenzentrum in München oder das "Strato-Rechenzentrum" in Karlsruhe sollen auf jeden Fall getrennt veräußert werden.
Zur Entwicklung der Situation bei KPNQwest siehe auch: (hob)
- KPNQwest hat sein Netz abgeschaltet
- KPN will KPNQwest-Netzwerk stilllegen
- Löcher im Netz -- Internet-Struktur, optische Netze und die Krise der Carrier, c’t 15/2002, S. 72
- Telia kauft Teile von KPNQwest
- KPNQwest Deutschland gibt nicht auf
- Internet-Backbone Ebone wird abgeschaltet
- Länderdomain-Verwaltungen mit Problemen wegen KPNQuest-Pleite
- KPNQwest Austria findet Käufer
- Weiter Käufer für KPNQwest-Netz gesucht
- Teles schaltet wegen KPNQwest-Rechenzentrum Kartellamt ein
- KPNQwest: The Show must go on
- 1&1 an Karlsruher KPNQwest-Rechenzentrum interessiert
- Strato erklärt seine Unabhängigkeit von KPNQwest
- KPNQwest NV kündigt fast allen Mitarbeitern
- KPNQwest NV endgültig insolvent
- Gnadenfrist für KPNQwest
- Teles erwägt Übernahme von KPNQwest-Rechenzentrum
- KPNQwest Germany will Insolvenz anmelden
- KPNQwest beantragt Gläubigerschutz