Imagine Cup 2009: Millennium Goals mit getrennten Nationen

Mit einer "World Festival" genannten Preisverleihung in unmittelbarer Nähe der Pyramiden endete gestern kurz vor Mitternacht der diesjährige Imagine Cup von Microsoft.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einer "World Festival" genannten Preisverleihung in unmittelbarer Nähe der Pyramiden endete gestern kurz vor Mitternacht der diesjährige Imagine Cup von Microsoft. Sieger in der prestigeträchtigen Kategorie "Software Design" wurde Rumänien mit "Sytech", einer Software, die das Leben in einer Stadt als Community-Projekt im Sinne des Web 2.0 abbildet. In der ebenso umkämpften Sparte "Embedded Development" gewann – wie allgemein erwartet – das südkoreanische Projekt Hirschhornkäferzucht zur Bekämpfung des Hungers.

(Bild: Detlef Borchers)

Insgesamt wurden Preise in 19 verschiedenen Kategorien vergeben. Dem "Medaillienspiegel" nach war Brasilien das erfolgreichste Land, gefolgt von den USA. Bestes europäisches Land war Polen, das einen ersten und zwei zweite Plätze belegte. In Warschau soll 2010 die nächste Endrunde stattfinden, auf die mehr als 300.000 Studenten hinarbeiten wollen.

Das Wort "Medaillienspiegel" kommt nicht von ungefähr. Wie die olympischen Spiele angeblich das Treffen der Jugend der Welt sind, so soll auch das Treffen der jungen Programmierer verbindend wirken, zumal es auf die Entwicklungsziele (Millennium Goals) der UN ausgerichtet ist. Doch das Flaggenspektakel am Fuße der Pyramiden, das Microsoft mit einer Ausnahmegenehmigung der ägyptischen Regierung durchführen konnte, zeigte anderes. Ungehemmt feierten vor allem Brasilien, China und Polen mit Fahnen und Sprechchören, wenn ein Landesteam einen Siegerplatz erreicht hatte. Bei der Preisübergabe präsentierten sich die Gewinner fahnenschwenkend, nur die Nationalhymen fehlten. Nur die Gewinner aus Großbritannien, Kanada, Tschechien und den USA traten ohne Fahne an. "Ich wüsste nicht, dass mein Code kanadischer Code ist", erklärte Byron Knoll am Ende des Finales, als ringsherum die Nationen ihre Siger frenetisch feierten.

(Bild: Detlef Borchers)

So ist der Imagine Cup ein Wettbewerb wie die olympischen Spiele oder der "Eurovision Song Contest", zu dem Länder ihre Besten schicken, die Code mit Microsoft-Software schreiben können. Brasilien, die mit Abstand größte Delegation, trat in fast allen Preiskategorien an. Andere Länder wie Deutschland traten nur in einer einzigen Kategorie an. Das könnte zumindest etwas über den Bekanntheitsgrad des Wettbewerbs hierzulande aussagen. Dem deutschen Projekt hätte eine Kooperation mit indischen Programmierern vor Ort gut getan, aber die ist nach den Wettbewerbsregeln nicht erlaubt. Gerade vor dem Hintergrund globaler Entwicklungsziele sind die oft genannten "real world problems", zu deren Lösung ja programmiert wird, alles andere als Ländersache.

Zum guten Schluss, bevor alle Sieger noch einmal die große Bühne mit den Pyramiden im Hintergrund zum Gruppenfoto betreten konnten, lieferte Joe Wilson eine persönliche Rede. Nominell ist Wilson bei Microsoft "Senior Director of Academic Initiatives, Developer & Platform Evangelist", de facto ist er schlicht der Chef des Imagine Cups. Der stets in Jeans auftretende Wilson erzählte von seinem eigenen Lebenslauf und der "wunderbaren Erfahrung", die er dank seines Bildungswegs genießen konnte. Er forderte alle Anwesenden auf, sich für mehr Bildung zu engagieren. Die feiernden Studenten forderte er auf, Freundschaften zu schließen: "Connect yourself and you will connect your dreams."

Siehe dazu auch:

(Detlef Borchers) / (anw)