KPNQwest: Konkursverwalter und Banken streiten vor Gericht [Update]
Die Konkursverwalter des insolventen Internet-Carriers haben vor Gericht einen Antrag auf einstweilige Verfügung zur Freigabe eingegangener Zahlungen durch die Banken eingereicht.
Der Gerichtspräsident von Amsterdam hat am Freitag den Antrag des von KPNQwest abgewiesen, Banken zur Freigabe von Millionenbeträgen zu zwingen. Die Konkursverwalter des insolventen Internet-Carriers hatten einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen verschiedene Banken gestellt. Die Banken sollen gezwungen werden, mehrere Millionen Euro freizugeben, die von Kunden in den letzten Tagen zur Finanzierung eines KPNQwest-Notplans einbezahlt worden waren. Die Konkursverwalter und Vertreter der Banken haben nach der Entscheidung erneut Verhandlungen aufgenommen, bestätigte Verwalter Eddy Meijer, damit der Betrieb der KPNQwest-Netze weiter gesichert werden kann.
Banken, die selbst Ansprüche an das mit 2,2 Milliarden Euro verschuldete Unternehmen haben, blockieren die Auszahlung des Geldes. Angeblich sind zwischen 16 und 20 Millionen Euro an Zahlungen durch Kunden eingegangen, die Schuldnerbanken unter Führung der Citigroup weigern sich aber, Gelder freizugeben, solange eine eventuell notwendige Rückzahlung nicht von den Konkursverwaltern durch einige Besitztümer von KPNQwest abgesichert wird.
Der Energieversorger Nuon drohte bereits damit, die Stromlieferungen für die Aufrechterhaltung des Netzbetriebs einzustellen. Damit würde die Absicht der Konkursverwalter zunichte gemacht, den Betrieb noch einige Tage aufrechtzuerhalten. Sie rechnen sich davon bessere Chancen aus, KPNQwest ganz oder in Teilen verkaufen zu können. Ein Verkauf des Backbone-Providers Ebone scheiterte angeblich aber am Widerstand der Banken -- das Angebot eines Konsortiums von Venture-Capital-Gebern sei mit 100 Millionen Euro zu niedrig gewesen.
Mittlerweile hat sich der frühere KPNQwest-Chef Jack McMasters auch zu den Vorgängen bei dem Internet-Carrier geäußert. US-Medien zitieren ihn mit einer Erklärung für den Zusammenbruch bei KPNQwest: Man habe sich zu sehr auf den Weiterverkauf von Netzwerk-Kapazität verlassen; die Nachfrage danach sei aber in diesem Jahr praktisch vollständig zusammengebrochen. Wahrscheinlich würden die Netze von KPNQwest nun für rund fünf Prozent ihres Buchwerts verkauft, meinte McMasters. Er verwahrte sich gleichzeitig gegen Vorwürfe, die Bilanzen des Unternehmens seien aufgebläht worden. Er stünde zu den veröffentlichten finanziellen Daten von KPNQwest.
Zur Entwicklung bei KPNQwest siehe auch:
- Teles schaltet wegen KPNQwest-Rechenzentrum Kartellamt ein
- KPNQwest-Konkursverwalter verlängern Zahlungsfrist für Kunden
- Verfügung gegen Verkauf des KPNQwest-Rechenzentrums an 1&1
- Internet-Backbone Ebone bleibt vorerst aktiv
- Internet-Backbone Ebone droht die Abschaltung
- Tauziehen um Karlsruher KPNQwest-Rechenzentrum
- KPNQwest: The Show must go on
- Weitere Frist für Netzbetrieb bei KPNQwest bis Ende Juni
- Betrieb des KPNQwest-Backbones in der Schwebe
- 1&1 an Karlsruher KPNQwest-Rechenzentrum interessiert
- Strato erklärt seine Unabhängigkeit von KPNQwest
- Aufstand in der KPNQwest-Netzwerkzentrale
- KPNQwest NV kündigt fast allen Mitarbeitern
- KPNQwest-Insolvenz sorgt für erste Netz-Unsicherheiten
- KPNQwest: Netzwerkbetrieb für vier Wochen garantiert
- Das Netz des Internet-Carriers KPNQwest läuft -- noch
- KPNQwest NV endgültig insolvent
- Gnadenfrist für KPNQwest
- Teles erwägt Übernahme von KPNQwest-Rechenzentrum
- KPNQwest Germany will Insolvenz anmelden
- KPNQwest beantragt Gläubigerschutz
There's an English article about KPNQwest's bankruptcy available with some background information from prior German articles: KPNQwest Files For Bankruptcy. (jk)