Abschreibungen belasten Telekom mit 20 Milliarden Euro [Update]
Das Minus bei der Deutschen Telekom ist der höchste Verlust, den jemals ein im Deutschen Aktienindex DAX notiertes Unternehmen ausweisen musste.
Die Deutsche Telekom hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen Rekordverlust von 24,5 Milliarden Euro verzeichnet. Das Minus ist der höchste Verlust, den jemals ein im Deutschen Aktienindex DAX notiertes Unternehmen ausweisen musste. Aufsichtsrat und Vorstand des Konzerns beschlossen zudem wie erwartet, für 2002 keine Dividende zahlen zu wollen. Ein Verkauf der US-Mobilfunktochter VoiceStream sei zum Abbau der Verschuldung von 64 Milliarden Euro aber nicht notwendig.
Außerplanmäßige Abschreibungen vor allem auf Mobilfunkgesellschaften und die UMTS-Lizenzen in Höhe von gut 20 Milliarden Euro belasteten die Bilanz der Deutsche Telekom besonders. Bereinigt um die Sondereinflüsse lag der Konzernfehlbetrag aber immer noch bei 4,2 Milliarden Euro, im Vorjahr waren es noch 2,8 Milliarden Euro. Bereits vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Telekom vor hohen Sonderabschreibungen steht und bis zum Ende des Jahres angeblich ein Gesamtverlust von bis zu 28 Milliarden Euro auflaufen soll.
Die Vornahme der hohen Abschreibungen zum jetzigen Zeitpunkt wird -- ähnlich wie die Ankündigungen der massenhaften Stellenstreichungen durch Interims-Chef Helmut Sihler -- von nahezu allen Beobachtern als eine Art "Anschubdienst" für den neuen Vorstandschef Kai-Uwe Ricke betrachtet. Er soll zum Antritt seines neuen Postens nicht mit Altlasten in der Bilanz zu kämpfen haben. Sein Job wird schwer genug: Er soll die drückende Schuldenlast von 64 Milliarden Euro abbauen. Bis Ende 2003 soll der Berg auf immer noch hohe 50 Milliarden Euro abgetragen sein; dabei darf Ricke aber nicht die Position des Konzerns auf den Telekommunikations- und Internet-Märkten gefährden.
Im operativen Geschäft steigerte die Telekom das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 5,6 Prozent auf 12 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 12 Prozent auf 39,2 Milliarden Euro zu. Bei der Handysparte T-Mobile kletterte das EBITDA um 76 Prozent auf 3,85 Milliarden Euro. Der Festneztbereich T-Com steigerte um 1 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro; das EBITDA blieb nahezu gleich bei 7,5 Milliarden Euro. Die Dienstleistungssparte T-Systems verlor beim Umsatz 3,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro; das EBITDA dagegen stieg um 34 Prozent auf 0,8 Milliarden Euro. Die Internet-Tochter T-Online konnte beim Umsatz 24,4 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zulegen; das EBITDA betrug 151 Millionen Euro -- im gleichen Zeitraum des Vorjahrs fiel noch ein Verlust von 67 Millionen Euro an. Über das gute Ergebnis von T-Online hatte sich Thomas Holtrop, Chef der Telekom-Tochter, bereits sehr erfreut gezeigt und es auf verstärkte Bemühungen zurückgeführt, mehr Einnahmen aus kostenpflichtigen Web-Inhalten zu erzielen.
Im Detail strebt die Telekom für Ende 2003 den Abbau der Schulden auf eine Betrag an, der "etwa dem Dreifachen des für das Gesamtjahr 2003 erwarteten EBITDA" entsprechen soll: "Bei prognostizierten 16,7 bis 17,7 Milliarden Euro EBITDA entspricht dies einem Zielkorridor von 49,5 bis 52,3 Milliarden Euro Verbindlichkeiten". Um dies zu erreichen, will sich der Konzern unter anderem von nicht-strategische Bereichen wie "Immobilien, dem restlichen Kabel-Geschäft und anderen Beteiligungen und Geschäftseinheiten" trennen und dadurch 6,2 bis 8,5 Milliarden Euro einnehmen. Zusätzlich sollen die Investitionen im nächsten Jahr auf 6,7 bis 7,7 Milliarden Euro gesenkt werden. (jk)