USA: Apple geht gegen Gewerkschaftsbemühungen bei Ladenmitarbeitern vor

Mitarbeiter der Apple Retail Stores in Georgia würden sich gerne organisieren. Der iPhone-Konzern soll eine spezielle Anwaltskanzlei eingeschaltet haben.

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Ein Apple-Laden in Atlanta, Georgia.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apple versucht traditionell, den Organisierungsgrad seiner Mitarbeiterschaft gering zu halten – so wie zahlreiche andere Tech-Konzerne auch. In Atlanta im US-Bundesstaat Georgia soll das iPhone-Unternehmen nun eine auf "Union Busting" spezialisierte Anwaltskanzlei eingeschaltet haben, um die gewerkschaftlichen Bemühungen dortiger Retail-Mitarbeiter zu behindern. Das berichtet The Verge.

Rechtsbeistände von Littler Mendelson, einer Anwaltsfirma, die bereits der Kaffeekette Starbucks und dem Burgerbrater McDonald's dabei half, gewerkschaftliche Aktivitäten zu verhindern, sind demnach nun auch für die Apple Stores aktiv. Die Gewerkschaftsbildung wird laut betroffener Ladenbesatzungen vor allem deshalb angestrebt, weil es offenbar große Unterschiede bei Bezahlung und Bedingungen gibt. "Der Lohn in den Läden ist ungleich", so ein Angestellter. Es soll Menschen geben, die kürzer in ihrem Job sind, aber mehr verdienen als langjährige Mitarbeiter. "[Apple] tut so, als sei man offen für Feedback, aber dann passiert nichts." Eine Gewerkschaft könne dabei helfen, Druck aufzubauen, dass sich etwas verändert.

Apple hatte zuletzt die Bedingungen für seine Retail-Mitarbeiter verbessert – auch, weil der Konzern zunehmend Schwierigkeiten hat, neue Angestellte zu finden. So sollten seit dem 4. April doppelt so viele bezahlte Krankheitstage im Jahr gewährt werden – für Vollzeit- wie für Teilzeitmitarbeiter. Statt an sechs Tagen dürfen sie nun 12 Tage krank sein, ohne ihr Gehalt zu verlieren. Weiterhin gab es mehr bezahlter Urlaub als früher, der in den USA sowieso traditionell gering ausfällt: Statt nach fünf Jahren erhöht sich die Tageszahl bereits nach drei Jahren der Mitarbeit. Zudem gibt Apple Teilzeitangestellten erstmals überhaupt bezahlten Urlaub: Bis zu sechs Tage pro Jahr.

In den USA versuchen große Konzerne seit Jahren, gewerkschaftliche Aktivitäten zu unterbinden. Das gilt besonders für Tech-Firmen, aber auch für Retailer wie große Supermärkte. Im Februar wurde bekannt, dass Aktivisten aus den Apple-Läden sich lieber per Android vernetzen als über Apple-Geräte. Man wolle damit "jedwede Schnüffelei durch Apple" umgehen, hieß es. In Deutschland haben die Retail Stores schon seit zehn Jahren Betriebsräte, wobei der Organisierungsgrad niedrig sein soll.

Apples Engagement von Littler Mendelson wurde von Gewerkschaftsvertretern scharf kritisiert. "Der Rückgriff auf einen berüchtigten Union Buster zeigt, dass das Apple-Management versucht, das Recht seiner Mitarbeiter zu unterdrücken, sich gewerkschaftlich zu organisieren." Apple greife dabei zu den gleichen Methoden, wie andere Großkonzerne, hieß es von einer Vertreterin der Communications Workers of America. Apples Unterschied: Der Konzern bemüht sich stark, ein "Social Justice"-Image aufzubauen, etwa durch die Unterstützung von Minderheitenprojekten.

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(bsc)