Autonomes Fahren: VW will zusammen mit US-Chipkonzern Qualcomm Vollgas geben

In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sollen hochautomatisierte Autos alltagstauglich werden. Volkswagen will selbst Hard- und Software dafür entwickeln.

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(Bild: Gabriel Nica/Shutterstock.com)

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  • dpa
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Für die Entwicklung des autonomen und hochautomatisierten Fahrens holt sich der Volkswagen-Konzern mit dem US-Chiphersteller Qualcomm nach Bosch einen weiteren Partner an Bord. Die Amerikaner übernehmen ab Mitte des Jahrzehnts die Ausstattung verschiedener neuer Modelle aus Europas größter Autogruppe, wie die VW-Software-Sparte Cariad am Dienstag bekannt gab.

Dabei geht es um ein "System-on-a-chip" (SoC), das rund um komplexe Assistenzfunktionen bis zum selbstfahrenden Wagen konzipiert wurde. VW-Chef Herbert Diess kündigte an, alle Konzernfahrzeuge, die später einmal einheitliche Software von Cariad bekommen, würden mit der Qualcomm-Technik ausgerüstet. Der 2026 startende Trinity etwa soll auf einer komplett neuen Plattform entstehen. Gleichzeitig arbeite man mit den Partnern Intel und Mobileye intensiver als bisher zusammen.

Die Wolfsburger hatten im Januar angekündigt, sich bei der Software für autonome Fahranwendungen Unterstützung von Bosch zu holen. Bosch wiederum will sich in dem Bereich mit Zukäufen verstärken.

Bei der Hardware verfolgt VW parallel Pläne zum Aufbau eines eigenen Chipdesigns. Als Vorbild gilt der Elektroautokonzern Tesla. Die Kooperation mit Qualcomm sei auch ein wichtiger Schritt, Cariads eigene Fähigkeiten bei Hochleistungshalbleitern zu stärken, hieß es.

Grundsätzlich will der Konzern in den kommenden Jahren mehr interne Kapazitäten schaffen, um passgenaue Systeme zur Verfügung zu haben. Die Qualcomm-Teile seien geeignet, präzise an die geplante Software-Plattform angepasst zu werden, erklärte Cariad.

Bisher soll es in der Abstimmung noch Reibereien geben. Töchter wie Audi oder Porsche haben separate IT-Konzepte. Bei einer Veranstaltung der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" und der "Wolfsburger Nachrichten" sagte Diess: "Dieser Aufbau der Software-Kompetenz ist der größte Umbruch, den die Automobilindustrie meistern muss. Dass wir gut unterwegs sind, finde ich schon." Nach den schwierigen Anläufen beim Golf 8 und ID.3 seien neuere Software-Versionen besser gelungen.

Der Wandel vom reinen Autobauer zum Digitalkonzern mit eigener IT-Entwicklung sei "ein Thema, das wir auch in fünf Jahren noch nicht endgültig gelöst haben werden". Tesla habe ebenfalls lange gebraucht. Der Strukturbruch sei "dramatisch und auch ein bisschen traumatisch für unsere Industrie", sagte Diess.

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Qualcomm rüstet bereits einige andere Autobauer aus. Mittelfristig zumindest einen Teil der Elektronikanwendungen im Fahrzeug auf einer Grundarchitektur selbst zu entwerfen, gilt jedoch als sinnvoll – auch in Anbetracht der Halbleiterkrise. So können Hersteller Steuergeräte-Elemente direkt mit den Chipproduzenten vereinbaren, statt auf Vorprodukte dazwischen geschalteter Zulieferer angewiesen zu sein. Zudem soll die eigene Software laufend updatefähig bleiben.

Ziel ist es, eigenhändig entworfene Systeme "ins Auto zu schicken", wie Diess sagte. "Das ist für unsere Industrie eine ganz große Herausforderung, weil wir bisher Software kaum selbst gemacht haben – das hat der Bosch, der Conti für uns gemacht. Wir haben das dann gekauft mit den Rechnern."

VW hat auch rund zwei Milliarden Euro in das mit Ford betriebene Start-up Argo AI gesteckt. Qualcomm ist noch in weiteren Bereichen aktiv. Bekannt sind die Kalifornier hauptsächlich für Chips in Smartphones.

(mki)