Range Rover Sport 2023​: Gewachsen und dynamisiert

Der Range Rover Sport wird noch größer als der Vorgänger und soll mehr Agilität bieten. Als Plug-in-Hybrid soll er bis zu 113 Kilometer weit elektrisch fahren.

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Von
  • Wolfgang Gomoll
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Mehr Agilität, neue Offroad-Programme und einen Plug-in-Hybridantrieb, der rein elektrisch bis zu 113 Kilometer weit kommt, kündigt Land Rover für den kommenden Range Rover Sport an. Die Ablösung für das seit sieben Jahren verkaufte aktuelle Modell wirkt nicht nur wuchtiger als der Vorgänger, sondern ist es auch. Darüber hinaus wurde er deutlich teurer.

Je urbaner die SUVs werden, desto outdooriger offenbar die Bezeichnungen, die Land Rover erfindet. So nennt der britische Hersteller eine Farbe "Eiger Grey" und die eigentlich vollkommen harmlose Fläche unter der scheinbar schwebenden Mittelkonsole "Fireplace". Das Beuteschema ist dagegen eher konventionell: "Wir haben uns am BMW X5 orientiert", sagt Chef-Ingenieur Erol Mustafa. Der neue Range Rover Sport sei "deutlich dynamischer als der bisherige".

Die technischen Mittel, die Land Rover dazu einsetzt, stellt seine MLA-Flex-Platform, in der das "MLA" für "Flexible Modular Longitudinal Architecture" steht. Die Karosserie soll um 35 Prozent verwindungssteifer, besseren Komfort und ein direkteres Fahrgefühl vermitteln. Trotz allen versprochenen Leichtbaus wiegt der Range Rover Sport mindestens 2,3 Tonnen. 2,45 Tonnen sind es als Hybrid. Beide dürften daher von der optionalen 48-Volt-Wankstabilisierung profitieren. Dank 1400 Nm Drehkraft sollen die Elektromotoren an den Querstabilisatoren besonders schneller auf fahrdynamische Anforderungen reagieren. Gegen Aufpreis werden ein hinteres Sperrdifferenzial und Torque Vectoring gereicht.

Range Rover Sport Teil 1 (5 Bilder)

Noch größer und schwerer bietet der Range Rover Sport weiterhin das bewährte, reduzierte Kastendesign.

Beim Fahrwerk setzen die Briten auf eine Zweikammer-Luftfederung mit adaptiven Dämpfern von Bilstein, einer Marke mit einem guten Ruf unter Offroad-Enthusiasten. Beim Luxus-SUV Range Rover etwa müssen noch Einkammer-Luftfedern genügen. Eine Hinterachslenkung, bei der die Räder mit bis zu 7,3 Grad einschlagen, hilft dabei und soll, wie auch eine 360-Grad-Kamera, das Rangieren erleichtern. Die Scheinwerfer sollen die Straße bis zu 500 Meter weit ausleuchten.

Der Range Rover Sport ist noch wuchtiger als sein Vorgänger, ist rund zwei Meter breit, sieben Zentimeter länger. Da wirken nicht einmal die 23-Zoll-Räder übertrieben groß. Im Fond haben die Passagiere aufgrund des gewachsenen Radstands gut drei Zentimeter mehr Platz als bisher, der Kofferraum wächst um etwa 50 bis 60 Liter und beherbergt ein Notrad.

Land Rover legt traditionell Wert auf fortschrittliche und vor allem auch im Gelände durchsetzungsstarke Allradantriebe. Seine "Adaptive Off-Road Cruise Control" ist ein Tempomat mit vier nach Einsatzzweck und Untergrund wählbaren Fahrprogrammen, welche sich um die jeweils richtige Drehmomentverteilung kümmert. Ob sich die Technik so gut wie bisher schon schlägt, wird ein Test zeigen. Man darf davon ausgehen, dass das Fahrzeug weit mehr zu leisten imstande sein dürfte, als es sich die Besitzer vorstellen können. Dazu müsste allerdings neben der Bereitschaft, Dreck ins Auto zu tragen und Blech zu verbiegen, vor allem ein Satz geeigneter Reifen mit Traktionsprofil und mehr Flankenhöhe auf deutlich kleineren Felgen zur Verfügung stehen.

Range Rover Sport Teil 2 (7 Bilder)

Land Rover ist sichtlich daran gelegen, die Einfachheit der Gestaltung beizubehalten. Allerdings ist die Marke damit heute nicht mehr allein.

Der Allradantrieb ist angesichts der gebotenen Drehmomentgebirge aber auch ein valides Argument für den Straßenbetrieb und dürfte ohnehin in den allermeisten Fällen als Mittel zum Anhänger-Ziehen betrachtet werden. Die Zielgruppe besitzt überdurchschnittlich häufig Yachten oder/und Pferde.

Im Interieur heißt das Gestaltungsprinzip weiterhin "Reduktion", ein inzwischen seit Generationen nobler Land Rover erfolgreiches Markenzeichen. Dank Bildschirmbedienung hat das Interieur nun noch weniger Knöpfe als bisher. Die Instrumente werden auf einem 13,7 Zoll großen Monitor dargestellt. Im Zentrum der neusten Version des Pivi-Pro genannten Infotainments steht der 13,1-Zoll-Touchscreen mit Bedienelementen, die bei Betätigung einer Funktion ähnlich wie bei Audi ein haptisches Feedback geben. Auf Wunsch sind die Sitzgelegenheiten mit recycelten Materialien versehen, was diesem Auto wohl den Anschein einer Nachhaltigkeit geben soll. Wie wichtig dieser Aspekt der Zielgruppe ist, hat sie mit der Wahl des Fahrzeugs ausreichend bis überdeutlich zum Ausdruck gebracht.

In die Kategorie "Öko-Anstrich" fallen auch die beiden Plug-in-Hybride, denn aus einem 2,4-Tonnen-SUV wird kein sparsames Auto, auch wenn der Spritverbrauch im WLTP mit 0,8 bis 0,9 Litern etwas anderes suggeriert. Dabei hat sich Land Rover durchaus bemüht, den potenziellen elektrischen Streckenanteil weit über das übliche Maß hinaus auszudehnen. 38,2 kWh (brutto) bzw. 31,8 kWh (netto) bietet die Batterie, was für bis zu 113 km im Zyklus reichen soll. Der Speicher ist zudem DC-ladefähig, womit Land Rover nahezu allein auf dem Markt ist. Nur Mercedes bietet vergleichbares in einigen Plug-in-Hybriden. Leider bekommt die Freude am Laden einen Dämpfer, wenn es um die Befüllung daheim geht: Hier bietet Land Rover nur einphasiges Laden mit maximal 7 kW an. Schade, eine mehrphasige Auslegung hätte das Garagenladen auch in Deutschland beschleunigt.

Deutlich schneller dürfte das ab 2024 gelingen, denn dann will Land Rover den Ranger Rover Sport auch mit batterieelektrischem Antrieb anbieten. Bis dahin sieht das Motorenangebot folgendermaßen aus:

Modell Verbrauch im WLTP Leistung in kW Drehmoment in Nm Preis ab
Plug-in-Hybride
P440e 0,8 bis 0,9 325 620 100.200
P510e 0,8 bis 0,9 375 700 138.500
Diesel
D250 8,1 183 600 93.000
D300 8,1 221 650 96.800
D350 8 258 700 122.100
Benziner
P400 10 294 550 114.000
P530 11,7 390 750 142.600

(fpi)