Apple CarPlay der nächsten Generation: Ohne iPhone geht gar nichts

Vieles bleibt bei Apples neuem CarPlay, das Ende 2023 konkrete Formen annehmen soll, noch im Ungefähren. Jetzt gibt es weitere Details.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 118 Kommentare lesen
CarPlay der nächsten Generation

(Bild: Apple)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das iPhone wird auch im CarPlay der nächsten Generation eine zentrale Rolle spielen. Auf der Eröffnungskeynote der Entwicklerkonferenz WWDC Anfang Juni gab Apple erstmals einen Vorgeschmack auf die Ausweitung des Systems, das bislang nur die Infotainment-Fähigkeiten des Autos um ausgewählte Apps vom iPhone und ein Apple-typisches Design erweiterte. Jetzt sind weitere erste Details bekannt geworden.

Mit CarPlay der nächsten Generation plant Apple die Ausweitung des Systems auf alle Bildschirme eines Autos. Damit sollen auch die Anzeige- und Instrumententafel sowie diverse Bedienelemente wie die Klimaanlage und Autoradio optisch aus einem Guss durch ein Apple-Design ersetzt werden. Nutzer sollen zwischen verschiedenen modernen und klassischen Anzeigen wählen können. Zudem werden die Widgets vom iPhone eine Rolle spielen und Zusatzanzeigen auf den Bildschirmen des Autos ermöglichen.

Apple hat für CarPlay der nächsten Generation mit mehreren Autoherstellern Kooperationen geschlossen. Ende 2023 sollen die ersten Autos angekündigt werden, die das System unterstützen. Ab 2024 ist voraussichtlich mit den Fahrzeugen zu rechnen.

Vieles bleibt dabei noch im Ungefähren. Das, was bislang der Öffentlichkeit gezeigt wurde, ist nur ein kleiner Teil der Next Generation, wie zu hören ist.

Nutzer sollen im neuen CarPlay zwischen verschiedenen Designs auswählen können

(Bild: Apple)

Fest steht: Ohne iPhone können Autofahrerinnen und Autofahrer auch in Zukunft kein CarPlay verwenden. Ein eigenes Betriebssystem für das Auto ist offenbar nicht geplant, sodass das Mobiltelefon eine Vielzahl der Daten auch direkt verarbeiten soll, um sie dann zurück an das Auto zu senden, die diese dann auf den Bildschirmen anzeigt. Sprachsteuerung soll mit dem Befehl "Hey Siri" möglich sein.

Der Verzicht auf ein eigenes Betriebssystem öffnet gegebenenfalls auch die Tür, dass Hersteller nicht exklusiv mit Apple zusammenarbeiten müssen. Google plant zum Vergleich mit Google Automotive ein eigenständiges Betriebssystem fürs Auto.

Das Auto wird zudem trotz der Übermittlung einer Vielzahl von Fahrzeugdaten weiterhin kabellos mit dem iPhone kommunizieren können. Die Koppelung an das iPhone der Fahrerin oder des Fahrers ermöglicht auch eine Individualisierung, da Nutzer aus verschiedenen Layouts für die Instrumente wählen können. Schon jetzt ist es so, dass bei CarPlay die individuellen Apps der Nutzer und gespeicherte Inhalte des iPhones bei Aufbau der Verbindung zur Verfügung stehen, sodass etwa bei Mietwagen das Fahrzeug leicht personalisiert werden kann.

Die vom iPhone bekannten Widgets spielen im CarPlay der nächsten Generation eine Rolle

(Bild: Apple)

Eine Herausforderung stellen für Apple und die Autohersteller die Echtzeitdaten-Systeme da, bei denen einen möglichst niedrige Latenz zwischen Erhebung und Anzeige erforderlich ist. So wäre es etwa hinderlich, wenn die Geschwindigkeitsanzeige erst den Weg über das iPhone gehen müsste. Es ist offenbar Teil der Vereinbarung zwischen Apple und den Autoherstellern, dass hierfür Lösungen im Auto gefunden werden und die Anzeige trotzdem in einem Apple-Design erscheint.

Überhaupt ist es eine große Frage, inwieweit die Autohersteller künftig noch eigene Akzente bei den Instrumenten und Bedienelementen setzen können. Das Armaturenbrett ist bislang Ausdruck des Charakters eines Autos. Bei Apple sehe man den Wunsch nach einem individuellen Aussehen und verfolgt gleichzeitig aber das Ziel, den Nutzern ein einheitliches Erlebnis zu bieten, heißt es. Wie genau das funktionieren soll, darüber gibt Apple noch keine Auskunft.

Ein Vorbild könnte die Apple Watch sein, die auch über alle Geräte hinweg einheitliche Zifferblätter zur Individualisierung anbietet. Zugleich unterhält Apple mit Marken wie Nike und Hermès Partnerschaften, infolge derer auf Kooperationsgeräten zusätzliche Zifferblätter im Design der Marke angeboten werden. Dennoch wird das Aussehen letztlich von Apple maßgeblich bestimmt und die Hersteller können auch nicht selbst Änderungen vornehmen.

Alles bisher Gesehene soll nur einen Vorgeschmack darstellen und ein kleiner Teil dessen sein, wie sich das nächste CarPlay in den ersten Autos präsentiert. Schon seit vielen Jahren gibt es Gerüchte um ein eigenes Auto, das Apple allein oder in Kooperation mit Autoherstellern entwickeln könnte. In den vergangenen Jahren wechselte zudem viel fachkundiges Personal aus der Autoindustrie zu dem IT-Konzern und ging in vielen Fällen einige Zeit später auch wieder.

In greifbarer Nähe sind die Veränderungen im bestehenden CarPlay in iOS 16, das im Herbst erscheint. So kann Siri neu Nachrichten versenden, ohne dass der Nutzer diese noch einmal gut sagen muss. Neben zusätzlichen App-Kategorien, die zugelassen werden, besteht für Navigations-Apps außerdem künftig die Möglichkeit, dass die Kartenanzeige im sogenannten "Cluster", also im Armaturenbrett, erscheint. Dies blieb in dafür geeigneten Fahrzeugen bislang Apple mit seiner Karten-App vorbehalten.

(mki)