Weniger Methan bei Produktion von Rindfleisch

In Schweden kommt Methan-armes Rindfleisch auf den Markt. Seegras aus Bioreaktoren macht's möglich.

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Eine Kuh.

(Bild: Aidask / shutterstock.com)

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Knapp acht Prozent der deutschen Treibhausgase stammen laut Thünen-Institut aus der Landwirtschaft, und ein Großteil davon wiederum aus den Pansen von Wiederkäuern, vor allem in Form von Methan. Schon vor einigen Jahren hatten Forschende entdeckt, dass Seegras als Futterzusatz den Methanausstoß deutlich senken kann. Nun kommt in Schweden das erste damit hergestellte Methan-arme Rindfleisch auf den Markt. Auch andernorts beginnt die kommerzielle Herstellung des Futterzusatzes.

Im Pansen entsteht beim Verdauen Wasserstoff und Kohlendioxid. Daraus bildet ein Enzym Methan, ein weitaus stärkeres Klimagas als CO₂. Eine einzige Kuh produziert täglich bis zu 500 Liter Methan, wovon sie 90 Prozent an die Atmosphäre abgibt. An diesem Prozess ist das Vitamin B12 beteiligt. Rotes Seegras (Asparagopsis taxiformis) enthält Bromoform (CHBr3), welches die Nutzung des Vitamins blockiert und die Methanerzeugung dadurch weitgehend unterbindet. Ein positiver Nebeneffekt: Es bleiben dem Tier mehr Ressourcen für die Milchproduktion.

Das schwedische Start-up Volta Greentech hat nun damit begonnen, Seegras kommerziell anzubauen. Dies geschieht nicht im Meer, sondern Land in großen, durchsichtigen Zylindern. Als Nährmedium dient normales Seewasser, beleuchtet werden die Bioreaktoren nach Angabe des Unternehmens mit Ökostrom. Die Wärme und das CO₂ (als Futter für das Seegras) kommen von einer benachbarten Fabrik. Rotes Seegras wächst zwar in praktisch an allen Küsten der Welt, aber in einer kontrollierten Umgebung könne man höhere Erträge und eine bessere Qualität erzielen, so das Unternehmen.

In getrockneter Form wird das Seegras dem normalen Futter zugesetzt. Unter dem Markennamen LOME („Low on Methan“) bringt die Handelskette Coop nun Hackfleisch, Lendensteaks und Filets von damit gefütterten Rindern auf den Markt. „Dies ist das erste Mal, dass Methan-armes Rindfleisch an Konsumenten geht“, sagte Fredrik Åkerman, CEO von Volta Greentech, dem US-Magazin Fortune.

Die Wirksamkeit des Futterzusatzes hatte das Start-up zuvor auf einem schwedischen Bauernhof untersucht. 17 Jungbullen – Kreuzungen aus Hereford, Angus und Charolais – bekamen 13 Tage lang täglich rund 60 Gramm Seegras ins Futter gemischt, etwa 0,6 Prozent der Trockenmasse des Futters. Dies geschah automatisiert über eine Maschine namens GreenFeed, welche die Bullen mit Futterpellets anlockte und sie dazu brachte, ihren Kopf möglichst oft und lange in eine Art Absaugglocke zu stecken. Auf diese Weise konnten ihre Atemgase analysiert werden. Das Ergebnis war ein im Schnitt um 81 Prozent gesenkter Methanausstoß.

2023 will Volta Greentech eine weitere Seegras-Fabrik aufbauen. „Damit wollen wir einer der weltweit größten Seegras-Produzenten werden. Die globale Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem“, schreiben die Schweden auf ihrer Webseite. Auch andere Start-ups wie Blue Ocean Barns auf Hawaii oder CH4 Global in Australien wollen Seegras im großen Maßstab herstellen.

Ein weiterer Stoff, der die Bildung von Methan dämpft, ist 3-Nitrooxypropanol (3-NOP). Es soll laut Agrarzeitung in der EU ebenfalls als Futterzusatz zugelassen werden. Allerdings senkt er den Methanausstoß lediglich um 20 bis 35 Prozent. Setzen sich diese Ansätze durch, könnten sie einen wichtigen Baustein zu einer klimafreundlicheren Landwirtschaft bilden. Noch wirksamer wäre es natürlich, generell weniger Fleisch zu essen.

(grh)