Elektroautos: Lucid halbiert Produktionspläne

Luxus-Elektroautos von Lucid wird es vorerst nur wenige geben. Der Hersteller streicht seine Produktion erneut zusammen.

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Werbefoto eines weißen Lucid Air

Werbesujet Lucid Air

(Bild: Lucir Air)

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Nur 6.000 bis 7.000 Elektrolimousinen Lucid Air wird Lucid Motors im laufenden Jahr bauen. Geplant waren eigentlich 20.000, Ende Februar musste das Unternehmen auf 12.000 bis 14.000 zurückzustufen. Nun wird auch dieses reduzierte Ziel halbiert. Und dafür wird sich Lucid anstrengen müssen: Im ersten Halbjahr sind erst 1.405 Fahrzeuge vom Band gerollt, von denen 1.039 ausgeliefert werden konnten.

Der Kahlschlag wird im Firmensprech als "revidierte Produktions-Orientierungshilfe" bezeichnet. CEO Peter Rawlinson führt die langsamere Fabrik auf "außergewöhnliche Herausforderungen mit Lieferkette und Logistik" zurück. "Wir haben die wichtigsten Flaschenhälse identifiziert und ergreifen angemessene Maßnahmen", versprach er am Mittwoch seinen Aktionären. Will heißen: Mehr Manager, Restrukturierung von Logistik und Produktion, und Eigenverantwortung für die Logistik, anstatt, wie bisher, Auslagerung an Dritte.

Im zweiten Quartal hat Lucid 97,3 Millionen US-Dollar umgesetzt und 560 Millionen Dollar Betriebsverlust geschrieben. Vergleiche zum zweiten Quartal des Vorjahres sind nicht sinnstiftend, da Lucid damals weder Umsatz noch Herstellungskosten hatte. Durch buchhalterische Gewinne eines Finanzpapiers ergibt sich ein freundlicherer Nettoquartalsverlust von 220 Millionen Dollar. Lucids Aktien sind am Tag nach der Bekanntgabe der Quartalszahlen um ein Zehntel gefallen. Seit Jahresbeginn haben sie mehr als die Hälfte ihres Wertes eingebüßt, seit dem Höchststand im November sogar zwei Drittel.

Nächstes Jahr wird Lucid neue Geldquellen erschließen müssen. Zum 30. Juni hatte es noch 3,2 Milliarden Dollar Barreserven und 1,1 Milliarden Dollar kurzfristig einlösbare Wertpapiere im Geldschrank. 37.000 unverbindliche Vorbestellungen lassen das Management auf bis zu 3,5 Milliarden Dollar Umsatz hoffen – dafür müssen die Elektroautos erst einmal hergestellt werden.

Lucids Fabrik steht in Arizona und soll eigentlich Produktionskapazität für 34.000 Fahrzeuge pro Jahr haben, die bis Anfang 2023 auf 90.000 ausgebaut wird. Der Ausbau ist gleichzeitig Vorbereitung auf die Herstellung eines elektrischen SUV.

Im Mai hat das Unternehmen erstmals Fahrzeuge ins Ausland geliefert, nämlich nach Kanada. Parallel dazu hat Lucid damals die Preise deutlich angehoben, sodass die günstigste Variante des Lucid Air nun 87.400 US-Dollar kostet, zuzüglich Gebühren und Steuern. Für den deutschen Markt hat die Firma zwar noch keine Preise für Lucid Air aufgerufen, aber bereits einen Schauraum in München eröffnet.

In Saudi-Arabien lässt Lucid eine zweite Fabrik für den internationalen Vertrieb errichten. Hintergrund ist, dass das Königreich die Mehrheit an Lucid Motors hält und 50.000 luxuriöse Elektroautos bestellt hat, plus Option auf noch einmal so viele. Laut Vertrag müssen die ersten Auslieferungen spätestens im zweiten Halbjahr 2023 beginnen.

In den ersten drei Jahren sollen je 1.000 bis 2.000 Autos pro Jahr nach Saudi-Arabien gehen, ab 2025 die Liefermenge dann um 4.000 bis 7.000 jährlich steigen, so dass bis 2032 mindestens 50.000 Luxuselektroautos zusammenkommen.

(ds)