CES: Der Countdown läuft
Die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik Consumer Electronic Show öffnet am 9. Januar 2003 ihre Pforten.
Die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik Consumer Electronic Show öffnet am 9. Januar 2003 ihre Pforten. Zweitausend Aussteller wollen ein "erlebnisreiches Schaufenster aus dem Bereich der Konsumelektronik" gestalten, darunter immer mehr Computerhersteller. Ein zentrales Thema der CES 2003 dürfte die Speicherung, Übermittlung und Wiedergabe von Videos sein. Nachdem der weltweite Siegeszug der DVD trotz wirtschaftlicher Flaute nicht mehr zu stoppen ist, macht man sich in den USA nun Gedanken über den Nachfolger, der auch Filme im hochauflösenden Fernsehformat (HDTV) speichern kann. Nachdem das DVD-Forum Berichten widersprochen hat, nach denen schon eine offizielle Entscheidung über den DVD-Nachfolger gefällt wurde, ist es nun wieder spannend geworden.
Sicher ist jedoch, dass die Rechteinhaber wie Film- und Musikstudios den Herstellern der kommenden Audio/Video-Geräte noch stärker auf die Finger schauen, um Kopien schon im Ansatz zu unterbinden. Nachdem der Standard für die neue Digital-Schnittstelle HDMI fertiggestellt wurde, dürften neben den Mitentwicklern Matsushita Electric (Panasonic, Technics) und Hitachi auch noch Philips, Silicon Image, Sony, Thomson und Toshiba auf der CES 2003 die ersten Prototypen von Unterhaltungselektronik präsentieren, die mit dem Highspeed-Interface ausgestattet sind. Für heise online ist dies eine gute Gelegenheit, um in Erfahrung zu bringen, ob und wie die Industrie bereits erhältliche Projektoren mit (zu HDMI pin-kompatiblem) DVI-Port künftig unterstützen will.
Aber auch die gewöhnlichen DVD-Player sind technisch noch nicht voll ausgereizt: Das amerikanische Unternehmen Sonicblue hat bereits angekündigt, auf der CES erstmals seinen DVD-Player "Go-Video D2730" zeigen zu wollen, der Fotos, Musikstücke und Videos von der Festplatte eines PCs abspielt, mit dem er via WLAN verbunden ist. Das weckt Erinnerungen an die CES 2001, auf der Sony den Prototypen des Wireless AV/IT Gateway für mobiles Internet, TV und Video präsentierte, die der Elekronikriese zuvor nur in Japan als Airboard IDT-LF1 präsentiert hatte. Jedes Mal sollte das Gerät in absehbarer Zeit auf den Markt kommen. Vielleicht beantwortet unsere brennende Frage nach dem Erscheinungstermin ja Sonys Präsident und COO Kunitake Ando nach seiner CES-Eröffnungsrede am 9. Januar auf der eigens angesetzen Diskussionsrunde.
Nachdem der auf der CES 2002 vorgeführte DataPlay-Video-Player nie die Läden erreichte, darf man zudem gespannt sein, welche anderen portablen Video-Lösungen jetzt zu sehen sein werden. Natürlich werden auf der CES auch wieder eine Reihe von Produkten beworben, die es bereits seit einiger Zeit auf dem Markt gibt, die aber nach Ansicht der Hersteller noch mehr Beachtung verdient hätten -- darunter Sonys Memory Stick und die von Panasonic stark beworbene SD Card. Ein Bereich, der im kommenden Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Blickpunkt des Konsumenteninteresses rücken wird und daher auch auf der CES einen breiten Platz einnehmen dürfte, ist die wiederbeschreibbare DVD. Hier werden vor allem Lösungen erwartet, die die Geräte preiswerter und damit attraktiver machen.
Highend-Audio-Freunde finden sich auch bei der CES 2003 im Hotel Alexis Park ein, wo in diversen Zimmern Vorführungen stattfinden und sich am 9. Januar ein Symposium mit verschiedenen Aspekten des Themas "Surround Music" beschäftigt. Unter anderem geht es dabei um die Frage, ob Mehrkanal-Musik die Musikindustrie retten kann und welche Bedeutung Surround-Sound in Spielen in den kommenden Jahren haben wird. Surround-System-Entwickler und Dolby-Konkurrent DTS hat dieses Mal (anders als in den vergangenen beiden Jahren) im Alexis Park keine Räumlichkeiten für Vorführungen gebucht, sondern belässt es beim "Stamm-Stand" im Las Vegas Convention Center. Kritiker dürften sich dadurch jedoch in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass DTS mit seinem diskreten 6.1-System DTS ES discrete und dem DTS-24/96-Format, das angeblich auch audiophile Ansprüche befriedigt, Produkte auf den Markt gebracht hat, die nicht auf das gewünschte Konsumenteninteresse stießen.
Neue Pläne im Bereich Audio/Video darf man hingegen von Microsoft erwarten, die auf der vergangenen CES Windows Media 9 präsentiert hatten und damals bereits die Vorteile einer CD mit WMV-Film gegenüber einer DVD lobten. Pioneer erklärte zudem bereits im Juli 2002, die unter dem der Bezeichnung "Corona" bekannt gewordene Multimedia-Architektur aus dem Hause Microsoft in kommenden Produkten fürs "Digital Network Entertainment" einsetzen zu wollen. Was konkret an Geräten zu erwarten ist, wird das Fachpublikum bereits am Vorabend der CES erfahren, an dem Microsoft-Chef Bill Gates abermals die CES-Voreröffnungsrede halten wird -- ein weiteres Indiz, wie untrennbar Unterhaltungselektronik und Computertechnik mittlerweile miteinander verschmolzen sind. Offensichtlich entwickelt sich Gates nicht nur auf der Comdex, sondern auch auf der CES zu einer Art Dauergast zur Veranstaltungseröffnung. Nachdem er im vergangenen Jahr das digitale Jahrzehnt ausrief, dürfen wir auf seine neuesten Visionen gespannt sein.
heise online wird auch bei der CES 2003 wieder mit eigenen Berichterstattern vor Ort sein, um sich ein eigenes Bild von den Neuheiten zu machen. Das dieses (entgegen aller Ankündigungen in den Pressemitteilungen) nicht immer positiv auffällt, zeigen die "Hits" der vergangenen Jahre wie Sonys eMarker, HPs unkompliziertes Foto-Management oder Philips Kompaktanlage mit Internet-Radio FW-i1000 (nicht zu verwechseln mit dem Streamium). (nij/c't) (wst)