TomTom erklärt: So soll eine "schlauere" Karte entstehen

Der Kartenanbieter TomTom will seine Karten-Plattform verändern. Jetzt erläutert die Firma, wie das klappen soll – und welche Rolle OpenStreetMap spielt.

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(Bild: TomTom)

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TomTom hat einen Blog-Beitrag veröffentlicht, in dem das Unternehmen ausführlich beschreibt, wie es die nach eigenen Angaben "schlaueste Karte der Welt" erschaffen möchte. Vergangene Woche hatte TomTom angekündigt, mit dem ambitionierten Projekt und einer eigenen Karten-Plattform die Geschäfts-Ausrichtung ändern zu wollen. Nun liefert man Informationen zum Prozess der Kartenerstellung und zur Beziehung zum Community-Projekt OpenStreetMap (OSM), das teilweise die Grundlage für die neue "Super-Karte" liefern soll.

Laut Erklärung fußt das neue Vorhaben des niederländischen Unternehmens auf drei Datenquellen: Die Grundlage bietet das Kartenmaterial von OSM. Dieses möchte man mit Sensordaten von Fahrzeugen und Informationen von Partnern so ergänzen, dass eine Karten-Plattform für spezialisierte Anwendungsfälle entstehe. Diese solle dennoch flexibel genug sein, um mit kurzfristigen Aktualisierungen mit den Veränderungen im Straßenbild Schritt halten zu können. Die Zielgruppe sieht das Unternehmen dabei breit gefächert: Von Taxi-Unternehmen, Lieferdiensten und Logistik-Unternehmen bis zu Versicherungen und spezialisierten, kommerziellen Routen-Algorithmen.

Zwar hatte TomTom OSM bereits vergangene Woche als wichtigen Teil der neuen Geschäftsausrichtung bezeichnet, dabei jedoch nichts zum Verhältnis des Unternehmens zum Community-Projekt verlauten lassen. Jetzt erklärte man, bereits aktives Mitglied der OSM-Gemeinschaft zu sein, samt interner OSM-Abteilung bei TomTom. Dieses Engagement wolle man weiter ausbauen. Davon sollen beide Seiten profitieren: TomTom nutze die Daten von OSM nach einer Validierung und Standardisierung zur Verbesserung der eigenen Kartendaten, wolle gleichzeitig aber auch Korrekturen und Erweiterungen, die auf eigenen Daten basieren, an das Projekt zurückspielen. Konkurrenz mache man sich damit gegenseitig nicht, schließlich ziele OSM auf Privatleute, man selbst wolle seine "schlaue Karte" aber für Firmen und Unternehmen optimieren.

Anreichern will TomTom die Daten vor allem mit Sensor-Daten aus Fahrzeugen. Diese bezeichnet der Blogpost als "super sources" (Super-Quellen), die sich durch hohe Genauigkeit bei niedrigen Kosten auszeichnen. Anders als in früheren Zeiten müsse der Kartenmacher Daten nicht mehr mit teuren eigenen Autos aufzeichnen, sondern könne auf bestehende Fahrzeugdaten zurückgreifen. Bereits jetzt nutze TomTom 2 Milliarden Observation solcher Fahrzeug-Sensoren. In naher Zukunft, so hofft das Unternehmen, sollen aber noch viel mehr Autos mit fortschrittlichen Sensoren ausgestattet sein – TomTom spricht von Fahrzeugen mit Radar, hochauflösenden Stereo-Kameras und LiDAR-Sensoren. Damit hoffe man nicht mehr nur den Straßenverlauf, sondern auch die Breite der Fahrbahn, Fahrbahnmarkierungen oder andere Fahrzeuge auf der Straße aufzeichnen zu können. Denkbar sei auch das Erfassen von Objekten am Straßenrand, die einen Einfluss auf kommerzielle Vorhaben haben könnten, etwa Feuerhydranten oder barrierefreie Parkplätze.

Über welche Quellen TomTom allerdings an diese Daten kommt, darüber schweigt das Unternehmen weiterhin. Genauso über die professionellen Partner, die das letzte Standbein der neuen Plattform ausmachen sollen: Sie sollen Informationen über Veränderungen am Straßennetz künftig einfacher selbst melden, aber auch übermittelt bekommen. Geschäftskritische Daten sollen dabei aber nicht an die Konkurrenz fließen. Der Blog-Beitrag von TomTom beschreibt die Pläne des Unternehmens noch ausführlicher.

(jvo)