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Kamera gegen Lebensmittelverschwendung

Damit weniger Lebensmittel im MĂĽll landen, wollen zwei Firmen diese per KI erfassen, auswerten und so zeigen, an welchen Stellen kĂĽnftig gespart werden kann.

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Nuvilab Essensscanner
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In Hotelküchen und Restaurants gehen täglich zahlreiche Gerichte über die Theke, viel zubereitetes Essen landet aber auch im Müll statt auf den Tellern der Gäste. Diese Verschwendung möchte die niederländische Firma Orbisk wenn schon nicht stoppen, dann wenigstens reduzieren. Sie hat deshalb ein System aus Erfassungsstation, Bilderkennung, Gewichtsanalyse und App entwickelt, die dabei helfen soll, Abfallmengen zu reduzieren.

Mit dem Kamera-Waage-System von Orbisk können Großküchen ihren CO2-Fußabdruck reduzieren und Geld sparen

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't magazin)

Die Station besteht aus einer Art Säule mit eingebauter Kamera und großer Waage. Auf die Waage stellen die Restaurantbetreiber einen beliebigen Abfallbehälter. Bevor nun zubereitetes Essen oder Reste, die noch nicht zubereitet wurden, in den Mülleimer wandern, sollen die Mitarbeiter sie kurz der Kamera präsentieren. Eine Bilderkennung ordnet die gezeigten Objekte anhand einer proprietären Datenbank mit einer Millionen Bildern typischen Zutaten zu, also beispielweise Salatköpfe, Obstsorten, Brot, Nudeln oder ähnliches.

Außerdem wird der Zeitpunkt, zu dem die Abfälle entstanden sind, und auch die Qualität des weggeworfenen Essens protokolliert. Landet das Essen anschließend im Müllbehälter, errechnet Orbisk anhand des Gewichts die jeweils entsorgten Mengen und bereitet die Daten in einer eigens entwickelten Oberfläche auf.

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Die gesamte Erfassung erfolgt innerhalb von Sekunden, sie dürfte die Vorgänge in der Küche also nicht wesentlich verlangsamen. Anhand der Daten lassen sich jedoch die Abläufe in der professionellen Küche optimieren: Solche Essensabfälle, die erst gar nicht auf den Tellern landen, entstehen typischerweise durch eine Überproduktion oder weil Ware schlecht geworden ist – beides kostet nicht nur Zeit, sondern auch viel Geld.

Bevor Lebensmittel im MĂĽll landen, sollen sie in der KĂĽche erfasst werden. Das jeweiligen wird Objekten in einer Datenbank zugeordnet.

(Bild: Ulrike Kuhlmann, c't magazin)

So landet laut Orbisk in professionellen Küchen jedes Jahr etwa ein Drittel des Essens im Müll, was in einer Großküche durchaus 5000 kg Lebensmittel im Wert von über 30.000 Dollar sein können.

Orbisk und Nuvilab liefern wöchentlich oder monatlich eine Übersicht über die weggeworfenen Lebensmittel (hier Orbisk).

Orbisk verweist zugleich auf den CO2-Fußabdruck, den die weggeworfenen Lebensmittel erzeugen: pro Kilogramm etwa 4,5 kg CO2 Emissionen oder etwa 7000 Liter Wasser. Dementsprechend könnten Firmen das Abfallerfassungssystem auch benutzen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Oder eben um bares Geld zu sparen.

Beides verspricht auch das koreanische Unternehmen Nuvilab. Auch hier erfasst eine KI-gestützte Bilderkennung Lebensmittel, die Nutzer vor eine 3D-Kamera halten. Anders als Orbisk benötigt das Nuvilab-System keine Gewichtserfassung zur Datenauswertung.

Nuvilab hat das System auch in Schulen und Kasernen eingesetzt und dabei nicht nur die Abfallmenge berechnet, sondern auch Informationen wie Kalorienmenge und Nährstoffe gesammelt. Diese Infos sollten zu einer gesünderen und nachhaltigeren Lebensweise anregen, was laut Nuvi bei Kindern besser geklappt hat als bei Erwachsenen. Zusätzlich hat die Firma eine API entwickelt, mit der das Smartphone zum Mobilscanner wird; die Datenerkennung und -analyse erfolgt dann online, die Auswertung in einer App. Über die API erhalten auch Fremdfirmen Zugriff auf die Nuvi-Datenbank für eigene Anwendungen.

(uk)