CES

Vegas Loop ausprobiert: Musks dümmste Idee ever?

In Las Vegas verbindet der "Loop" die Messehallen – und bald die Hotels am "Strip". Unterirdisch geht es mit Teslas durch die Röhre. Eine Testfahrt.

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Inhaltsverzeichnis

Hier in Las Vegas steht man zur CES eigentlich immer im Stau. Die informellen Gespräche und Produktpräsentationen finden in Hotels in der ganzen Stadt statt, außerdem wollen vier Messehallen besucht werden – man ist ständig unterwegs. Wer seine Termine nicht gut plant, hat schon verloren. Mit dem "Vegas Loop" soll das alles besser werden: Elon Musks irres Tunnelprojekt verbindet die vier Messehallen und fährt bereits eine neue Location hinterm Strip an. Wir haben ausprobiert, wie der Loop des Betreibers The Boring Company funktioniert.

Personenbeförderung im Tunnel klingt für den gemeinen Europäer nach öffentlichem Nahverkehr: eine U-Bahn, die Personen von A nach B bringt. Weit gefehlt: Unter den Messehallen düst den lieben langen Tag eine große Flotte aus Tesla Model X und Model Y durch eine enge Röhre. Und "Röhre" ist hier absolut wörtlich gemeint: Die Wände sind eine gute Armlänge von den Seitenfenstern der Teslas entfernt. Pro Fahrtrichtung gibt es eine Röhre, die Anbindung an den Strip ist bislang einspurig, die Teslas müssen von dort oberirdisch zurückfahren.

Tunnelsegment und Einfahrt.

(Bild: c't/uk)

Die Einstiegs- beziehungsweise Haltepunkte erinnern an Busverteiler, einige sind oberirdisch, andere unterirdisch angelegt. Das Ganze ist ziemlich personalintensiv, insbesondere an den unterirdischen Stationen, die man per Rolltreppe erreicht. Dort müssen Aufpasser dafür sorgen, dass kein Fahrgast vor die heraneilenden und abfahrenden Teslas läuft. Jeder Wagen nimmt bis zu vier Gäste auf, plus Fahrer – obwohl es sich bei der Strecke geradezu aufdrängt, fahren die Autos keineswegs autonom!

Im Vegas Loop (10 Bilder)

Der Loop verbindet die Messehallen des Last Vegas Convention Center (LVCC).

Der unterirdische Taxifahrerjob ist recht trist, so gut wie kein Tageslicht, keine Aussicht, eine Schicht dauert sieben Stunden. Nach einer Stunde werde es sehr langweilig, gestand unser Fahrer. Und zeigte uns, warum im Vegas Loop keine autonome Fahrt möglich ist: Am Übergang zwischen Röhre und Haltestation kommen die Sensoren ins Schleudern und blinken hilfesuchend vor sich hin. Wenn sich dann auch noch Fahrzeuge im Schleusenbereich stauen, ist's ganz vorbei. Solche Staus haben wir in beide Richtungen erlebt. Möglicherweise waren daran auch die Fahrgäste schuld, die den vielen Aufpassern zum Trotz nach dem Aussteigen unkontrolliert auf der Fahrbahn herumstanden.

Von der neuen West Hall zur Central Hall dauerte es ziemlich genau zwei Minuten, hinzu kommt die Wartezeit aufs nächste freie Taxi. Die war aktuell sehr kurz, allerdings wissen noch längst nicht alle CES-Besucher vom Loop. Wenn ich an die sehr langen Warteschlangen vor den großen Reisebussen denke, die einen am Ende eines Messetages von der Central Hall zu den Hotels bringen, bezweifle ich, dass die aktuelle Teslaflotte solche Menschenmassen in akzeptabler Zeit abtransportieren kann.

Unsere Fahrt war trotz der etwas bedrückenden Enge im Tunnel erstaunlich angenehm. Die Fahrer dürfen bis zu 40 Meilen schnell fahren, das sind 65 Kilometer pro Stunde. Unser Fahrer hat das zum Glück nicht ausgereizt. Menschen, die an Klaustrophobie leiden, würde ich von der Fahrt mit dem Vegas Loop eher abraten. Gedanken über mögliche Unfälle sollte man sich ebenfalls nicht machen: Wie man die schmale Röhre nach einem Unfall in angemessener Zeit verlassen kann, hat sich mir nicht erschlossen. Notausgänge oder Fluchtwege habe ich keine entdeckt. Ein Brand könnte verheerende Folgen haben. Den Stresstest mit wirklich vielen Fahrgästen innerhalb kurzer Zeit hat der Loop auch noch nicht bestanden.

Der zeitliche Vorteil des Loop ist indes unschlagbar – für die gleiche Strecke braucht man oberirdisch mindestens 20 Minuten, abends länger. Die Stadt Las Vegas und der angrenzende Landkreis Clark County haben mit dem Betreiber The Boring Company einen Vertrag geschlossen, nach dem weitere Ziele angetunnelt werden sollen, darunter der Flughafen Harry Reid, das neue Allegiant Stadium und Hotels in Downtown Las Vegas.

Was in Las Vegas noch funktionieren könnte – hier ist schließlich alles möglich – scheint mir für Städte wie San Francisco oder gar Los Angeles reichlich absurd. Da müssten auf jeden Fall größere – und autonome – Fahrzeuge her. Irgendwann gibt es dann vielleicht auch die autonomen "People Mover", die Musk für seine Tunnel visioniert hat. Womit wir bei einem unterirdischen Straßensystem für Busse und Bahnen angelangt wären – wie in Seattle. "Las Vegas Loop" klingt natürlich irgendwie innovativer.

Update

Video ergänzt.

(uk)