Tesla: Entwickler sagt vor Gericht, Autopilot-Werbevideo war inszeniert

Ein Video, das einen angeblich autonom fahrenden Tesla zeigt, sei mithilfe des Sicherheitsfahrers produziert worden, sagt der Leiter der Autopilot-Entwicklung.

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Tesla Assistenzsystem "Autopilot"

Tesla fährt mit eingeschaltetem Assistenzsystem "Autopilot".

(Bild: Beach Media/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In einem Gerichtsverfahren gegen Tesla wegen eines tödlichen Unfalls des Apple-Entwicklers Wei Huang mit einem autonom fahrenden Tesla Model X 2018 in Mountain View (Kalifornien) gab der Chef-Entwickler Ashok Elluswamy Details über das Assistenzsystem "Autopilot" im Juli 2022 zu Protokoll. Nachdem es das Gericht in Santa Clara (Kalifornien) gestern (17. Jan. 2023) veröffentlicht hat, berichtete zuerst das Magazin The Verge.

Unter der Bezeichnung "Autopilot" fasst Tesla seit Jahren eine Reihe von Assistenzsystemen zusammen, die aktuell auch die Längs- und Querführung für kurze Zeit übernehmen können. Von Tesla wird das System aber immer wieder als fähig zum autonomen Fahren beworben. So auch in einem Video von 2016, das trotz vollmundiger Versprechen offenbar kein tatsächlich selbstfahrendes Auto zeigt.

Demnach bestätigten Elluswamys Aussagen, dass der Autopilot im Tesla Model X schon vor dem Unfall weder auf Fahrbahnbegrenzungen noch Hindernisse richtig reagierte und am Ende mit tödlichen Folgen in eine Betonabsperrung raste. Damit musste er auch einräumen, dass das dreieinhalb Minuten lange Video nicht die damaligen Fähigkeiten des Assistenzsystems zeige.

Unter Eid sagte der Ingenieur dem Gericht, dass die Technik zum Zeitpunkt der Produktion des Videos noch nicht in der Lage war, auf Ampeln zu reagieren, obwohl die Tonspur das behauptete. Laut Elluswamy sei das Auto lediglich eine vorher ins Kartenmaterial dreidimensional einprogrammierte, festgelegte Strecke von einem Haus in Menlo Park, Kalifornien, zum damaligen Hauptsitz von Tesla in Palo Alto abgefahren, statt Kameras und Sensoren einzusetzen, um sich entlang einer dynamischen Route frei zu bewegen. Doch genau darum geht es beim autonomen Fahren.

Ob die Person am Steuer eingreifen musste, wisse er nicht mehr. Bei Versuchen, den Wagen einparken zu lassen, sei einmal nicht zu verhindern gewesen, dass der Autopilot in einen Zaun steuerte. Im Video wird trotz der damals offenbar mangelhaften Fähigkeiten der Technik eingeblendet, die Person am Steuer sei lediglich ein vorgeschriebener Sicherheitsfahrer, das Auto fahre vollkommen selbstständig. Elluswamy sagte auch, es sei nicht Absicht des Videos gewesen, "genau darzustellen, was 2016 für Kunden verfügbar war". Es sollte vielmehr zeigen, wozu das System in die Lage gebracht werden könne.

Für Teslas Gründer Elon Musk steht ein Teil seiner Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Schon seit Jahren behauptet Musk, Teslas Autopilot werde demnächst Autonomie der Stufe 5 erreichen. "Stufe 5" bedeutet, dass seine Autos kein menschliches Eingreifen mehr erfordern. Immer wieder hatten sich Kunden darauf verlassen und sich über weite Strecken von ihren Teslas chauffieren lassen – teils mit tragischen Unfällen als Folge.

(fpi)