Batterie-Recycling: "99 Prozent dieser Metalle können wieder verwendet werden"
JB Straubel, ehemaliger CTO von Tesla, spricht über sein Unternehmen Redwood Materials und die Herausforderungen beim Recycling von Batterien.
- Casey Crownhart
Als ehemaliger Chief Technology Officer (CTO) von Tesla war JB Straubel maßgeblich daran beteiligt, Elektrofahrzeuge auf den Markt zu bringen. Ihm wird oft die Erfindung wichtiger Teile der Tesla-Batterietechnologie und der Aufbau des Ladenetzes des Unternehmens zugeschrieben. 2019 verließ Straubel Tesla und gründete mit Redwood Materials ein Unternehmen für Batterie-Recycling.
Mittlerweile hat Redwood fast 800 Millionen US-Dollar an Risikokapital eingesammelt. Das Start-up baut eine Recycling-Anlage in Nevada und kündigte kürzlich Pläne für einen zweiten Standort außerhalb von Charleston im US-Bundesstaat South Carolina an. In diesen Anlagen sollen wertvolle Metalle wie Kobalt, Lithium und Nickel aus gebrauchten Batterien gewonnen werden, um daraus Kathoden und Anoden für neue Batterien herzustellen.
Im Interview mit MIT Technology Review spricht JB Straubel über die Rolle des Batterie-Recyclings beim Übergang zu erneuerbaren Energien und über die nächsten Pläne für Redwood Materials.
Warum haben Sie sich entschlossen, Tesla zugunsten des Batterierecyclings zu verlassen?
Tesla war ein großartiges Abenteuer, keine Frage. Aber je erfolgreicher das Unternehmen wurde, desto offensichtlicher wurde, dass sich die Skalierung der Batterieproduktion nur dann meistern lässt, indem man immer mehr Rohstoffe, Komponenten und bereits fertige Batterien beschafft. Das führte schon damals zu einem drohenden Engpass und einer Herausforderung für die gesamte Branche, die heute aktueller denn je ist.
Warum habe ich dieses glamouröse, aufregende Unternehmen verlassen, um mich mit Müll zu beschäftigen? Ich denke, zum erfolgreichen Unternehmertum gehört es, ein wenig konträr zu sein. Und die Idee, Batterien zu recyclen, war damals ziemlich unkonventionell und hat deshalb noch viel Platz für Innovationen.
"Batterien so langlebig wie möglich zu gestalten"
Warum halten Sie das Batterierecycling für einen wichtigen Teil der Energiewende?
Die Lösung für viele Nachhaltigkeitsprobleme besteht zunehmend darin, Technik und Anwendungen zu elektrifizieren, sprich mit einer Batterie zu versehen. Das ist prinzipiell großartig, denn wenn wir nicht möglichst alles elektrifizieren, sind all die hochgesteckten Klimaziele meines Erachtens hinfällig. Gleichzeitig fällt bei dieser Wende aber auch eine phänomenale Menge an Batterien an. Schon deshalb muss es höchste Priorität haben, die Batterien so langlebig wie möglich zu gestalten.
Dazu gehört auch das Recycling: Eine wirklich nachhaltige elektrifizierte Wirtschaft, wie wir sie uns vorstellen, kann einfach nicht funktionieren kann, wenn es keinen geschlossenen Kreislauf für die Rohstoffe gibt. Es gibt schlicht nicht genug neue Rohstoffe, um sie einfach wegzuwerfen.
Worin liegen derzeit die technischen Herausforderungen?
Die Sache ist komplizierter, als viele Menschen glauben. Es ist nicht nur eine Frage der Müllsortierung oder Entsorgung. Es ist ein Zusammenspiel aus Chemie und Fertigungstechnik, um alle Komponenten, die in einer Batterie enthalten sind, herzustellen, zu verbessern und schließlich effektiv zu recyclen. In diesem Prozess ist noch viel Luft nach oben und viel Optimierungspotenzial vorhanden. Das ist es, was mir als Ingenieur wirklich Spaß macht: Dinge zu erfinden und zu erneuern, die nicht schon zwei-, drei- oder viermal gemacht wurden.
Die Komponenten in einer Batterie lassen sich viel besser wiederverwenden, als viele bislang annehmen. Der Großteil der Materialien wird nicht abgebaut oder verbraucht, sie sind auch nach der Lebenszeit der Batterie noch vorhanden. 99 Prozent dieser Metalle, oder vielleicht sogar mehr, können wieder und wieder und wieder verwendet werden. Buchstäblich hunderte, vielleicht tausende Male.
Gibt es überhaupt bereits genug gebrauchte Batterien aus Elektrofahrzeugen, um Recycling im großen Stil zu betreiben?
Ich sehe unsere Position als nachhaltiges Unternehmen für Batteriematerialien. Eines unserer Hauptziele ist es, langfristig zu denken und sicherzustellen, dass wir die effizientesten Systeme für die langfristige Zukunft entwickeln, bei denen der Anteil an recyceltem Material den größten Teil der Versorgung ausmacht. In der Zwischenzeit gehen wir pragmatisch vor. Wir müssen den Batterien derzeit noch eine gewisse Menge an neuem Material beifügen – was auch immer wir auf die umweltfreundlichste Art und Weise bekommen können –, um die Anlaufphase zu verlängern, während wir uns weiter von fossilen Brennstoffen entfernen.
Zur Dekarbonisierung von Batterien beizutragen
Sie haben sich also bewusst dazu entschieden, nicht ausschließlich recyceltes Material zu verwenden?
Ich würde sagen, es hat sich so ergeben. Unser Ziel ist es, zur Dekarbonisierung von Batterien beizutragen und die Auswirkungen auf die Energiebilanz und den CO2-Ausstoß zu verringern. Für die Welt ist es besser, ein mit fossilen Brennstoffen betriebenes Fahrzeug abzuschaffen, als zu sagen: "Nun, wir können kein Elektrofahrzeug bauen, weil wir nicht genug recyceltes Material haben."
Was sind die Pläne für Redwood im nächsten Jahr und darüber hinaus?
Wir befinden uns gerade in einer unglaublich schnellen Wachstums- und Einführungsphase. Wir führen in einer ganzen Reihe von Bereichen gleichzeitig Neuerungen ein. Das ist wirklich aufregend und macht Spaß, aber es ist auch eine ziemliche Herausforderung, all die Fäden zu koordinieren.
Längerfristig wird es immer mehr um Skalierung und Effizienz gehen. Die physische Größe der Anlagen ist gewaltig, die Menge der Materialien ist gewaltig, und auch der Kapitalbedarf ist wirklich gewaltig. Daher denke ich, dass wir uns in den kommenden Jahrzehnten darauf konzentrieren und uns den Herausforderungen stellen müssen, die Skalierung im wahrsten Sinne des Wortes hypereffizient zu gestalten.
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(jle)