Klimawandel: KI erwartet Erwärmung um 1,5 Grad schon im kommenden Jahrzehnt

Bereits in 10 bis 15 Jahren wird sich das Klima um 1,5 Grad Celsius erwärmt haben, egal, was die Menschheit bis dahin unternimmt. Das prognostiziert eine KI.

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(Bild: IM_photo/Shutterstock.com)

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Eine von einem US-Forschungsteam trainierte KI hat berechnet, dass das aktuell ambitionierteste Ziel für die maximale Klimaerwärmung bereits in 10 bis 15 Jahren gerissen werden könnte. Schon in den frühen 2030er-Jahren werde die mittlere Temperatur 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Durchschnitt liegen, fassen Noah Diffenbaugh und Elizabeth Barnes den Befund zusammen. Wie stark die Treibhausgasemissionen in den Jahren bis dahin steigen oder womöglich fallen, sei dabei unerheblich. Sollten sie hoch bleiben, sei es außerdem sehr wahrscheinlich, dass schon zwischen 2050 und 2060 die 2-Grad-Marke übertroffen wird.

Wie die beiden erläutern, haben sie ihr neuronales Netzwerk mit den Ergebnissen von häufig benutzten globalen Klimasimulationen trainiert. Nachdem der Algorithmus die darin versteckten Muster gelernt habe, hätten sie auf Basis von ermittelten Temperaturanomalien gefragt, in welchem Jahr eine bestimmte globale Durchschnittstemperatur erreicht werden würde. Um das zu überprüfen, hätten sie die KI zudem allein anhand der im Jahr 2021 gemessenen Temperaturen gefragt, wann eine globale Erwärmung um 1,1 Grad Celsius erreicht wird. Der Algorithmus habe korrekt 2022 ermittelt. In einem weiteren Test habe er für ältere Messungen jeweils richtig vorhergesagt, wie viele Jahre es bis zu dieser Durchschnittstemperatur dauern würde. Als die KI diesen "Härtetest" bestanden habe, habe das sein Vertrauen in die Vorhersagen deutlich erhöht, erklärt Diffenbaugh.

Die KI sei ziemlich sicher, dass auch bei einer Annahme der Treibhausgasemissionen eine Erwärmung um 2 Grad Celsius erreicht wird. Das widerspreche anderen Modellen, denen zufolge das verhindert werden kann, wenn der globale CO₂-Ausstoß vor 2080 auf Netto-Null zurückgeht. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens wären damit bereits außer Reichweite. Das liege auch daran, dass Konsequenzen der bereits vorhandenen Klimaerwärmung wie Waldbrände, Hitzewellen, Extremwetter und schmelzendes Eis als Kipppunkte zu weiter steigenden Temperaturen beitragen.

Trotzdem sieht Diffenbaugh noch einen Hoffnungsschimmer: In den vergangenen Jahren hätten sich viele Staaten ambitioniertere Ziele für die Eindämmung der Treibhausgasemissionen gegeben als in den Modellen zugrunde gelegt.Auch wenn es nicht mehr möglich wäre, die Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, zeige die Studie doch, dass die Maßnahmen wichtig sein könnten, damit eine Erwärmung um 2 Grad Celsius verhindert wird. Die Forschungsarbeit ist im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences erschienen.

(mho)