Öffentlich-rechtliches Twitter: ZDF startet Forschung für eigene Plattform

Sie wollen es nicht den großen US-amerikanischen Unternehmen überlassen, deshalb planen das ZDF und internationale Partner eine Art eigenes Twitter.

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Mediatheken ZDF, Mainzelmännchen

(Bild: dpa, Rolf Vennenbernd)

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Noch ist es ein Forschungsprojekt, daraus entstehen soll jedoch eine Plattform, die als Twitter-Alternative oder soziales Netzwerk bezeichnet werden kann. Das ZDF kooperiert dafür mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus Kanada, der Schweiz und Belgien. Konkret heißt es, sie wollen "online-basierte Lösungen entwickeln, um bürgerliches Engagement und den demokratischen Diskurs im digitalen Raum abseits von Hasskommentaren und zunehmender Desinformation zu ermöglichen". Dabei bleiben noch reichlich Fragen offen, wie das genau geschehen soll. Darum kümmert sich nun das Team "Public Spaces Incubator".

Wie es für öffentlich-rechtliche Anstalten üblich ist, sollen kommerzielle Aspekte keine Rolle spielen. Stattdessen geht es um die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer. Dazu sagt der ZDF-Intendant Norbert Himmler: "Das Projekt 'Public Spaces Incubator' soll Wege aufzeigen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unabhängige und faktenbasierte Kommunikationsräume in der digitalen Welt aufbauen kann. Unser gemeinsames Ziel ist es, der Zunahme von Hass, Gewalt, Propaganda und Diffamierung in den sozialen Medien mit einer öffentlich-rechtlichen Alternative zu begegnen." Ein hehres Ziel, das auch andere soziale Netzwerke und Plattformen erreichen wollen.

Das Projekt wird auch unterstützt von der gemeinnützigen Organisation New_Public, die, so steht es in der Pressemitteilung, gegründet wurde von Eli Pariser, und er sowie "Co-Gründerin Deepti Doshi konzipieren mit dem New_ Public-Team disziplinübergreifend digitale Räume zur Stärkung des demokratischen bürgerlichen Miteinanders." Bis das soziale Netzwerk steht und man sich anmelden kann, um gewaltfrei zu kommunizieren, dauert entsprechend wohl noch. Zunächst soll ausgelotet werden, was überhaupt möglich ist.

Dass in sozialen Medien Hass und Falschinformationen ein Problem sind, haben auch Gesetzgeber bereits erkannt. Neben den lange bestehenden Tatbeständen wie etwa Beleidigung und Volksverhetzung gibt es inzwischen auch Gesetze, die sich explizit um die Online-Kommunikation kümmern, etwa das Netzdurchsetzungsgesetz (NetzDG) oder den Digital Service Act sowie den Digital Markets Act, bei denen es auch um die Umsetzung geht, gerade in Bezug auf die in den USA ansässigen Firmen.

(emw)