Strom-Bremsen für Wärmepumpen und Wallboxen: Kritik an Plänen der Regierung

Wärmepumpenhersteller, die deutsche Autoindustrie und Verbraucherschützer wenden sich gegen Pläne, Strom-Bremsen für eine bessere Netzauslastung einzuführen.

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Stromleitung in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 2 Min.

Wenn mit Elektroautos und Wärmepumpen immer mehr Stromverbraucher in den Markt kommen, könnte mit Stromrationierung einer möglichen Netzüberlastung begegnet werden. Plänen der Bundesregierung für Strom-Bremsen, insbesondere für diese stromverbrauchsträchtigen Techniken sowie auch für Wallboxen, stellen sich nun der Verbraucherzentrale Bundesverband, der Verband der Autoindustrie (VDA), der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) und der Bundesverband Wärmepumpen (bwp) entgegen.

In einem offenen Brief an die Bundesnetzagentur, die als Aufsichtsbehörde an den Strom-Bremsen arbeitet, kritisieren die Verbände die Pläne als überzogen und einseitig. Sie würden erhebliche Einschränkungen für die Verbraucher und Verbraucherinnen mit sich bringen. Nötig seien Obergrenzen für solche Strom-Bremsen – auch "kuratives Steuern" genannt – sowie zusätzliche Vorkehrungen, um vorab eine Netzüberlastung zu vermeiden. Das könnten zeitvariable Stromtarife oder Flexibilitätsentgelte sein, meinen die Verbände.

Solche "präventiven Steuerungselemente" seien vorteilhaft, weil sie Anreize statt Einschränkungen setzten. Auch reduzierten sie den Bedarf nach kurativem Steuern deutlich, weil in vielen Fällen einem Engpass vorgebeugt werden könne. "Zeitvariable Netzentgelte oder Flexibilitätsentgelte wären auch einer Netzentgeltstruktur aus Leistungs- und Arbeitspreisen vorzuziehen, weil sie die Bereitstellung von Flexibilität deutlich besser anreizen", schreiben die Verbände. Um das Problem aber bei der Wurzel zu packen und nicht nur Notfälle aufwendig zu verwalten, sei es erforderlich, die Stromnetze umfassend auszubauen und zu digitalisieren.

Die Kritik an den Plänen der Bundesregierung für Strom-Bremsen ist nicht neu. Der vzbv hatte bereits im Dezember 2022 zu ihnen kritisch Stellung genommen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) meinte vor drei Wochen, mögliche Strom-Bremsen für Elektroautos würden die Chancen verringern, Menschen zum Umstieg auf die E-Mobilität zu bewegen. Für den Brief an die Bundesnetzagentur haben sich nun diese und andere Verbände zusammengetan.

Im Januar dieses Jahres war berichtet worden, die Bundesnetzagentur solle ab 2024 steuernd eingreifen können, um den sicheren Netzbetrieb aufrechterhalten zu können. Anfang dieses Monats beteuerte die Bundesregierung, falls es zur dynamischen Rationierung von Strom komme, würden betroffene Verbraucher kaum eine Komforteinbuße spüren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck setzte sich vor Kurzem im Bundestag für Smart Meter ein. Ein Gesetzentwurf der Regierung sieht vor, dass diese künftig schneller eingebaut werden können. Die "intelligenten Stromzähler" sollen helfen, das Stromnetz zu digitalisieren und damit besser steuerbar zu machen.

(anw)