Technologierausch: Südkorea investiert Hunderte Milliarden Euro

Die südkoreanische Regierung kündigt einen Investitionsrausch an. Davon profitieren maßgeblich die Auto- und Halbleiterindustrien.

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(Bild: Macro photo/Shutterstock.com)

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In der Metropolregion Seoul soll ein "Halbleiter-Megacluster" entstehen – so zumindest stellen es sich die südkoreanische Regierung und lokale Techriesen vor. In den nächsten Jahren sollen dazu Investitionen von Hunderten Billionen Won allein in die Halbleiterproduktion fließen, umgerechnet Hunderte Milliarden Euro.

Daneben sollen weitere Hi-Tech-Industrien gefördert werden, darunter Displays, Elektroautos, Biopharmazie und Robotik. Das hat das südkoreanische Ministerium für Handel, Industrie und Energie zusammen mit Branchengrößen bekannt gegeben.

Die Gesamtinvestitionen beziffert die Regierung auf 550 Billionen Won, umgerechnet gut 392 Milliarden Euro, bis zum Jahr 2026. Sie sollen primär von lokalen Firmen stammen, die im Gegenzug allerlei Begünstigungen erhalten sollen: Steuererlasse, Unterstützung bei der Infrastruktur wie Wasserzufuhr und Energieerzeugung und eine Deregulierung der Bürokratie.

Eine nationale Investitions-Holdinggesellschaft soll mit einem Budget von mehr als 25 Billionen Won (18 Milliarden Euro) strategische Investitionen tätigen, unter anderem in den Feldern Quantum-Computing und KI – auch im Ausland. Nach Vorbild des Forschungsinstituts Interuniversity Microelectronics Centre (IMEC) will Südkorea einen Kontinent übergreifenden Universitätsverbund gründen, der auch ausländisches Fachpersonal nach Südkorea lockt.

Im Fokus der Investitionen steht die Halbleiterindustrie, für die das Handelsministerium 340 Billionen von den 550 Billionen Won vorsieht, also etwa 243 Milliarden Euro – primär getragen vom Samsung-Konzern und dem Speicherhersteller SK Hynix, aber auch von Dutzenden bis Hunderten Zulieferern.

Samsung hat gemäß koreanischen Quellen im gleichen Zuge verkündet, einen 300 Billionen Won (214 Milliarden Euro) teuren Fertigungskomplex in der Provinz Gyeonggi-do nahe bisheriger Samsung- und SK-Hynix-Anlagen bauen zu wollen. Der Komplex soll aus fünf riesigen Halbleiterwerken bestehen, allerdings lässt sich Samsung dafür Zeit: Die Werke sollen nacheinander bis zum Jahr 2042 fertiggestellt werden.

Schon im Jahr 2021 hat Samsung ein Investitionsbudget von 240 Billionen Won (171 Milliarden Euro) für die Halbleitersparte zurückgestellt, hat sich bis dato aber nicht auf konkrete Großprojekte festlegen können.

An zweiter Stelle bei den Investitionsplänen stehen Autohersteller: Mit Ausgaben von 95 Billionen Won (68 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2026 will Südkorea in die Top 3 der weltweit größten Herstellungsländer gelangen. Die Produktion von Elektroautos soll bis dahin um den Faktor 5 steigen.

Passend dazu sieht Südkorea für die Entwicklung und den Fertigungsausbau von Akkus Investitionen von 39 Billionen Won (28 Milliarden Euro) vor. Bis 2025 sollen jährlich Akkus mit einer Gesamtkapazität von 60 Gigawattstunden produziert werden. Dabei will Südkorea auch die Lieferketten zur Ressourcenbeschaffung sichern und infolge "Handelsstreitereien" mit anderen Ländern beilegen. China etwa ist ein wichtiger Lieferant von Mineralien bei der Akkuproduktion.

In die Display-Industrie sollen derweil 62 Billionen Won (44 Milliarden Euro) fließen, primär durch LG Display und Samsung Display. Südkorea plant OLEDs weiterzuentwickeln und neue Technologien vorantreiben – Micro-LEDs etwa wären ein geeigneter Kandidat.

Für die Biopharmazie sind derweil 13 Billionen Won (9,3 Milliarden Euro) vorgesehen und für die Robotikforschung 1,7 Billionen (1,2 Milliarden Euro).

(mma)