Peoplesoft erweicht Oracle

Der Datenbanken- und Unternehmenssoftwareproduzent Oracle hat sein feindliches Übernahmeangebot für den Mitbewerber Peoplesoft drastisch nachgebessert.

vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Der Datenbanken- und Unternehmenssoftwareproduzent Oracle hat sein feindliches Übernahmeangebot für den Mitbewerber Peoplesoft drastisch nachgebessert. Statt der am 6. Juni offerierten 16 US-Dollar je Aktie ist Oracle laut heutigen Äußerungen bereit, 19,50 Dollar je Anteil zu zahlen, also 24 Prozent mehr.

Zuvor hatte es bei Oracle vollmundig geheißen, mehr als 5,1 Milliarden Dollar -- das ist die Gesamthöhe des ersten Angebots -- sei Peoplesoft nicht wert. Jetzt allerdings lässt sich Oracle-Chef Larry Ellison mit konzilianteren Worten vernehmen: Man habe inzwischen mit vielen Peoplesoft-Aktionären gesprochen, und das aktuelle Angebot entspreche deren Andeutungen, für welchen Preis sie verkaufen würden.

Nachdem das ursprüngliche Angebot unmittelbar nach seinem Bekanntwerden schon deutlich unter dem Börsenkurs für die Peoplesoft-Aktien gelegen hatte, sollte der neueste Schachzug der Oracle-Strategen niemanden wundern. Auf der anderen Seite waren in den letzten Tagen hitzige Argumente ausgetauscht worden, Oracle wolle mit seinen Absichtserklärungen gar keinen Handel begründen, sondern nur Ruf und Umsatz des Konkurrenten Peoplesoft und dessen jüngsten Zukaufsobjekts J. D. Edwards beschädigen.

Das heute von Oracle angekündigte und revidierte Angebot erweckt nun allerdings den Eindruck, als sei Oracle sehr wohl an einer Übernahme interessiert. Mit Zahlen über die nach einer Fusion erreichbaren Marktanteile, aber auch mit Hinweisen auf eine eigene Gewinnspanne von 36 Prozent soll das Oracle-Dokument die Aktionäre von Peoplesoft zu einem Aktienverkauf motivieren. Das Argument, Peoplesoft könne seinen Umsatz nur zu 13 Prozent in Gewinn ummünzen, soll wohl auch Ellisons Absicht erläutern, Peoplesoft-Programme nach einer Fusion aus den Verkaufskatalogen verschwinden zu lassen -- auch wenn sich das Ziel bei Oracle etwas anders liest: Dort ist die Rede vom "reichhaltigsten Produktangebot: Die besten Features der Peoplesoft-Produkte nutzen, um künftige Versionen der Oracle-E-Business-Suite zu verbessern".

Betreffs der reichhaltigsten Produktangebote erwarten die Vorstände von Peoplesoft und J. D. Edwards allerdings andere Auswirkungen: Beide Unternehmen bemühen die Gerichte, um Oracle mit kartellrechtlichen Argumenten von seinen Plänen abzubringen; die Übernahme würde im Erfolgsfalle nur dazu führen, dass die Kunden weniger Auswahl beim Softwarekauf hätten. Ellison stützt seine Offerte nun seinerseits mit rechtlichen Maßnahmen und droht, die Vorstände der Übernahmekandidaten zu verklagen, weil sie ihre Aktionäre mit vereinten Kräften von einer eigenen Entscheidung abhalten wollten. (hps)