Erdgasleitungen für Wasserstoff nutzbar, ergibt eine Studie

Die Materialien, die bisher für Erdgas-Rohre und -Pipelines verwendet werden, sind laut einer Studie auch dafür geeignet, Wasserstoff zu transportieren.

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(Bild: DVGW, Roland Horn)

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Die Stahlrohrleitungen des gut 500.000 km langen deutschen Gasnetzes sind laut einer Studie für den Transport von Wasserstoff geeignet. "Sowohl betriebsbedingte Alterung als auch die geforderte Bruchzähigkeit entsprechen den Erwartungen an eine Dekaden-überdauernde, sichere Verfügbarkeit", lautet das Resümee eines Forschungsprojekts der Materialprüfungsanstalt der Uni Stuttgart. Sie hatte stichprobenartig Stähle, die in deutschen und teilweise auch europäischen Rohrleitungen genutzt werden, extremen Betriebs- und Alterungseinflüssen unter Wasserstoff ausgesetzt.

"Die Forschungsergebnisse sind wegweisend in die Wasserstoff-Zukunft", sagte Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). In Leitungsnetzen könnten die Rohre auch weiterhin genutzt werden, es seien lediglich einzelne Einbauteile oder Stationselemente zu ertüchtigen oder auszutauschen, geht aus der Studie des Projekts "Stichprobenhafte Überprüfung von Stahlwerkstoffen für Gasleitungen und Anlagen zur Bewertung auf Wasserstofftauglichkeit" (SyWeSt H2) hervor (PDF).

Das Thema Wasserstoff beschäftigt den DVGW schon länger. Im Dezember 2021 begann ein Versuchsprojekt des Vereins zusammen mit der E.On-Tochter Avacon, einem Teilnetz im Raum Fläming dem Erdgas 20 Prozent Wasserstoff beizumischen. In der aktuellen Studie geht es darum, dass künftig ausschließlich Wasserstoff durch die vorhandenen Netze strömen soll. Auch ein Projekt im Auftrag des Bundesforschungsministeriums hatte voriges Jahr festgestellt, dass Wasserstoff ohne große Hindernisse über die vorhandenen Erdgasnetze transportiert werden könnte.

Für die aktuelle Studie wurden Stähle, die für Pipeline oder Rohrleitungen typischerweise verwendet werden, bruchmechanisch geprüft. Von den Werkstoffen, die für Armaturengehäuse verwendet werden, wurden nur wenige in Augenschein genommen. Hierfür müssten weitere Tests folgen, heißt es in der Studie.

Wasserstoff hat in der Energie- und Klimapolitik der aktuellen Bundesregierung einen hohen Stellenwert. Bisher hatte sie dabei vor allem im Blick, den CO₂-Ausstoß in der Industrie und im Verkehr zu senken. Da in der Frage der künftigen Technik, mit der in Privathaushalten geheizt werden soll, die FDP sich im Koalitionsausschuss mit ihrem Grundsatz der "Technologieoffenheit" durchsetzen konnte, käme Wasserstoff neben Biomasse auch für die heimischen Gasheizungen infrage.

(anw)