Australische Open-Source-Vereinigung wettert gegen SCO

SCOs Behauptungen, Linux-Entwickler hätten Code aus Unix geklaut, seien substanzlos, die angedrohten Rechtsmittel erpresserisch, finden Vertreter der australischen Vereinigung Open Source Victoria.

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Von
  • Oliver Lau

Der australische Interessenverband Open Source Victoria (OSV) geht in die Offensive, nachdem die SCO Group im Rechtsstreit um angeblich aus Unix geklauten Code allen Betreibern von Linux-Servern eine "Linux-Steuer" angedroht hatte. Der OSV hat bei den Wettbewerbshütern der Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) Beschwerde über SCOs "substanzlose Behauptungen und erpresserische Rechtsmittelandrohungen" eingereicht, wie der Sydney Morning Herald berichtet.

Der OSV ruft alle australischen Linux-Anwender dazu auf, die Beschwerde zu unterstützen. Das Angebot der "Antidot-Lizenz" seitens SCO habe das Fass zum Überlaufen gebracht, meint OSV-Mitglied Con Zymaris: "Die sagen: 'Ihr schuldet uns Geld'. Aber wenn jemand fragt: 'Warum schulden wir euch Geld?', dann bekommt man nur zu hören: 'Wir können euch das nicht sagen, aber ihr müsst trotzdem zahlen.'"

Der Rechtsstreit um Urheberrechtsverletzungen an Unix schwelt seit März. Seinerzeit verklagte die SCO Group den Computermulti IBM auf eine Milliarde US-Dollar Schadenersatz, weil IBM im Rahmen seiner Linux-Initiative geistiges Eigentum von SCO gestohlen haben soll. Linux sei damit ein nicht lizenziertes Derivat von Unix. Open-Source-Lobbyisten aus der Free Software Foundation (FSF) wie Richard Stallman oder deren Chefsyndikus Eben Moglen weisen SCOs Anschuldigungen jedoch kategorisch zurück. Bislang ist SCO jeden Beweis schuldig geblieben, auch wenn deren Chef Darl McBride sich unlängst nach Japan bewegt hat, um dort vor den Gründungsmitgliedern des CE Linux Forum (CELF) Code-Fragmente vorzuführen, die belegen sollen, dass Linux-Kernel-Entwickler unberechtigterweise Codeteile aus Unix System V verwendet haben. Aber selbst die Hinweise unabhängiger Dritter auf identische Kommentare in den Quellcodes von Unix und Linux konnten bislang nicht abschließend beweisen, dass die Behauptungen von SCO einwandfrei sind.

Und genau deshalb heizen sich die Gemüter bei den Australiern auf. "SCO legt keine Beweise auf den Tisch. Und wir glauben, dass sie es vor Gericht schwer haben werden, ihre Forderungen durchzusetzen", meint OSV-Mitglied Andrew Pam. Und solange sie das nicht geschafft hätten, sei es unethisch, Geld von unschuldigen Linux-Anwendern einzutreiben. "Linux wurde aus dem Nichts aufgebaut und als Open Source frei verbreitet. Wir möchten die IT-Industrie daran erinnern, dass freie Software per Definition kostenlos ist. Wer Lizenzgebühren für Linux verlangt, führt die Öffentlichkeit vorsätzlich hinters Licht." (ola)