Illegaler Hanfanbau: Kiffer als Klimakiller

Alle Welt spricht über das Energiesparen. Wer jedoch regelmäßig kifft, hält damit die sehr energieintensive Hanfproduktion in Deutschland am Leben.

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(Bild: Dmytro Tyshchenko/Shutterstock.com)

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Bei vier Millionen Kilowattstunden pro Jahr lag der Energiebedarf von insgesamt sechs illegalen Cannabis-Plantagen in Nordrhein-Westfalen – ein Jahresbedarf von rund 1800 Zweipersonenhaushalten. Diese sechs Plantagen entdeckte die Polizei im März 2022, nach Angaben des kriminaltechnischen Instituts des Landeskriminalamts NRW ist Gleichartiges seit Anfang 2002 durchgängig der Fall.

Das Landeskriminalamt (LKA) rechnet mit einer sogenannten Dunkelfeldquote von 20:1, allein in NRW beträgt der Strombedarf solcher Plantagen mit rund 100 Lampen nach den Berechnungen damit knapp eine Milliarde Kilowattstunden oder auch eine Terawattstunde; zu 95 Prozent wird diese Energiemenge dem Stromnetz nach Angaben des LKA illegal entnommen.

Zum Vergleich: Der bundesdeutsche Gesamtstromverbrauch liegt bei rund 600 Terawattstunden. Kleine Plantagen mit einem Strombedarf von weniger als 200.000 kWh pro Jahr fallen aus der Statistik jedoch heraus, und auch der Verbrauch von Plantagen in anderen Bundesländern fließt in die Berechnung nicht ein. Das LKA Nordrhein-Westfalen schätzt den bundesdeutschen Gesamtbedarf illegaler Cannabis-Plantagen auf fünf bis zehn Terawattstunden.

Eine nunmehr fünf Jahre alte Studie aus den Niederlanden kam zu ähnlichen Ergebnissen. Jährlich entdeckten die Ermittler dort rund 6000 illegale Plantagen, insgesamt wurde deren Anzahl auf 10.000 bis 30.000 geschätzt. Auch deren Energiebedarf lag den Angaben zufolge bei rund einer Terawattstunde pro Jahr. Seit etwa 2014 aber verlagert sich der Anbau aus den Niederlanden nach Deutschland, vor allem nach Nordrhein-Westfalen.

Der hohe Energiebedarf resultiert aus zwei Energiefressern: Beleuchtung und Heizung beziehungsweise Belüftung. Die Beleuchtung einer Cannabis-Plantage muss bis zu 200-mal intensiver sein als die einer üblichen Bürobeleuchtung, zudem ist das Licht je nach Wachstumsstadium der Pflanzen bis zu 24 Stunden pro Tag eingeschaltet. Je nach Außentemperatur muss die zum Wachsen der Pflanzen zugeführte Luft gekühlt oder erwärmt werden.

Selbst in gemäßigten Klimazonen wie dem US-Bundesstaat Colorado stammen 80 Prozent der CO2-Emissionen, die durch den Hanfanbau entstehen, aus Indoor-Anlagen – diesen ziehen die Produzenten dem klassischen Outdoor-Anbau vor. Unter anderem verringert sich damit das Risiko eines Diebstahls und auch das Wachstum der Pflanzen lässt sich besser kontrollieren.

Doch der Energieverbrauch für den Indoor-Anbau hat seinen Preis: Für ein Kilogramm getrockneter Cannabisblüten setzen die Hersteller zwischen 2,3 und 5,2 Tonnen CO2 frei.

(ll)