Porno-Anbieter protestieren gegen Jugendschutz im Web

Adult-Webmaster fürchten Umsatzeinbußen durch die von Jugendschützern geforderte Altersverifikation bei der Post.

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Von
  • Torge Löding

Die Anbieter von Porno-Diensten im Netz verschärfen ihr Lobbying gegen kürzlich verabschiedete Auflagen von Jugendschutzbehörden zur Alterskontrolle. Sie fürchten massive Umsatzeinbrüche, falls sich ihre Kunden tatsächlich erst bei der Post oder in Filialen von Telekommunikationsfirmen für den Besuch von Hardcore-Sites oder den Abruf vergleichbarer Angebote anmelden müssen. Dies hat die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM), die im April eingesetzte Aufsichtsbehörde für Rundfunk und Telemedien, in ihrer Sitzung Ende September beschlossen. Dabei hat sie nur zwei Altersverifikationssysteme (AVS) für gut befunden (eingesetzt z.B. bei lisaheels.com). Beiden gemeinsam ist, dass sich der Interessent bei der Erstregistrierung persönlich als volljährig ausweisen muss. Dies sei viel zu umständlich, argumentiert die Adult-Branche. Sie will den Streit notfalls vor Gericht austragen.

"Es gibt Verständigungsprobleme mit der KJM", erklärte Mirko Drenger, Geschäftsführer der Fundorado, am Samstag auf der Porno-Messe Venus in Berlin gegenüber heise online. Das von der Behörde bevorzugte rigide Verfahren "lässt die Umsätze nicht um zwei bis drei Prozent sinken, wie die KJM meint, sondern um 99 Prozent", behauptet der Chef der Firma, an der auch die umstrittenen Audiofon AG beteiligt ist. Im Branchenmagazin Sandy packen die Porno-Webmaster unterdessen die ideologische Keule aus: "Wenn diese Vorstellungen wirklich umgesetzt werden, kommt dies einem Porno-Verbot gleich. Denn so wird niemand unsere Angebote nutzen. Wir werden gezwungen sein, ins Ausland abzuwandern." Das Internet mache schließlich nicht an deutschen Grenzen halt. Die Vorstellungen der Kontrollanstalt hörten sich "wie ein schlechter Scherz an."

Die KJM hat unterdessen dem überarbeiteten X-Check-System der Coolspot AG gegenüber Wohlwollen signalisiert. X-Check setzt auf das Post-Ident-Verfahren, bei dem zunächst eine Identifizierung des Kunden vor Angestellten der Deutschen Post erforderlich ist. Für jeden Zugriff auf eine Website mit pornografischem Inhalt benötigt der Nutzer zudem eine in Hardware gespeicherte Chip-ID sowie eine PIN. Ohne Chipkartenleser geht also nichts. Das zweite abgesegnete Konzept stammt vom Mobilfunkbetreiber Vodafone und sieht die Altersprüfung bei Vertragsschluss in einem Shop des Mobilfunkers oder einem Partnergeschäft vor. Bei jedem Klick auf Porno-Links muss der Nutzer eine individualisierte "Adult-PIN" in sein Handy tippen, wobei auch die SIM-Karte als Hardware-Komponente geprüft wird. Eine konkrete Anerkennung hat die KJM, die über die Einhaltung des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) wacht, aber selbst für diese beiden umständlichen Modelle nicht ausgesprochen. Die Behörde bekräftigte in ihrer jüngsten Sitzung, dass es in der Verantwortung der Anbieter liege, gesetzeskonforme Lösungen zu entwickeln. Man könne AV-Systeme nur allgemein bewerten.

Die Adult-Branche dringt dagegen auf verlässliche Vorgaben und freizügigere Verfahren -- wobei ihr momentan noch gerichtliche Entscheidungen den Rücken stärken. (Stefan Krempl)/

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