Ressourcenschonung im Informationszeitalter

Kaum ein Unternehmen, das nicht mit aktivem Umweltschutz wirbt. An einer Branche schienen grüne Bestrebungen allerdings lange vorbeizugehen: der IT. Das hat sich mittlerweile geändert. Allerorten ist mittlerweile von Green IT und "Grüner Software" zu lesen.

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Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Daniel Koch
  • Alexander Neumann
Inhaltsverzeichnis

Kaum ein Unternehmen, das nicht mit aktivem Umweltschutz wirbt. Die Autohersteller sind natürlich ganz vorne mit dabei. Aber auch Energieunternehmen buhlen mehr und mehr um die Gunst umweltbewusster Kunden. An einer Branche schienen grüne Bestrebungen allerdings lange vorbeizugehen: der IT. Das hat sich mittlerweile geändert. Allerorten ist mittlerweile von Green IT und "Grüner Software" zu lesen.

Wie wichtig Green IT ist, verdeutlicht beispielsweise die aktuelle Studie "Abschätzung des Energiebedarfs der weiteren Entwicklung der Informationsgesellschaft" der Fraunhofer-Institute IZM und ISI. Für sie untersuchten beide im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWI) unter anderem den Energieverbrauch der ITK-Techniken. Der Abschlussbericht geht davon aus, dass heute die IT etwa 10 Prozent des gesamten Strombedarfs verwendet. Der Wert wird sich voraussichtlich bis zum Jahr 2020 auf 30 Prozent steigern.

Dass Green IT zwar ein weitverbreiteter Begriff ist, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Thema noch nicht in den Köpfen angekommen ist. Anders lässt sich wohl kaum erklären, dass bei einer Umfrage der Münchner Experton Group lediglich 15 Prozent der deutschen IT-Entscheider den Energiebedarf ihres eigenen Rechenzentrums kannten. Verwundern muss das freilich niemanden. Denn in der Tat liegt die Verantwortung für den Energieverbrauch bei den meisten Unternehmen in den Händen des Facility Management. Dort können die Verantwortlichen oft nur schlecht einschätzen, wie weit ein Rechenzentrum tatsächlich herunterzukühlen ist, damit es problemlos läuft. Experten empfehlen daher, dass die IT-Entscheider der Unternehmen die Aspekte des Energiebedarfs bestimmen sollten.

Um für die kommenden Aufgaben gewappnet zu sein, werden weltweit Initiativen gegründet, die sich dem Thema Green IT widmen. In Deutschland ist das beispielsweise die "Green IT Allianz", ein Zusammenschluss der ITK-Wirtschaft.

Spricht man von Green IT, kommt die Sprache fast zwangsläufig auf die Rechenzentren. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass der Stromverbrauch der momentan circa 50.000 deutschen
Rechenzentren 2006 bei 8,67 Terawattstunden (TWh) lag, was der Jahresproduktion von drei mittelgroßen Kohlekraftwerken entspricht. Geht die Tendenz unverändert weiter, würde das 2010 einen Stromverbrauch der Rechenzentren von 12,9 TWh bedeuten. Wie sich die Energieeffizienz in Rechenzentren steigern lässt, zeigt die Bitkom in ihrem "Leitfaden zur Energieeffizienz im Rechenzentrum". Für die Steigerung der Energieeffizienz von Rechenzentren sind unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen. Sie reichen von der Hardware über die Stromversorgung bis hin zur Gebäudeplanung und Kühlung. Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gibt es zum Thema die durchaus lesenswerte Broschüre "Energieeffiziente Rechenzentren: Best-Practice-Beispiele aus Europa, USA und Asien".

Viele sehen in der Virtualisierung eine der Schlüsseltechniken für Green IT. Denn durch sie lassen sich die einzelnen Rechner innerhalb eines Unternehmens besser auslasten. Eines der größten Probleme ist es, dass Server auch bei schwacher Auslastung Wärme erzeugen und Strom verbrauchen. Steigt die Anzahl der Systeme, sinkt erfahrungsgemäß die Auslastung der einzelnen Server. Denn jeder Server ist auf die Maximalleistung ausgerichtet. Da sie allerdings nur in (kurzen) Spitzenzeiten beansprucht wird, arbeiten die meisten Server die Hauptzeit mit wenigen Prozent ihrer tatsächlichen Leistung. Hier setzt die Virtualisierung – also das Zusammenfassen und Aufteilen von Ressourcen eines physischen Rechners in mehrere isolierte Umgebungen – an, durch die sich die Auslastung der einzelnen Server optimieren lässt. Wie effektiv eine Virtualisierung tatsächlich sein kann, zeigt die Experton Group in einer Studie, in der die Analysten von einem mittelständischen Industrieunternehmen mit 900 Mitarbeitern ausgehen, die über drei deutsche Standorte verteilt sind. Das Unternehmen betreibt ein Rechenzentrum mit 25 dezidierten Servern, 120 Blades in Racks und 10.000 Gigabyte Storage-Volumen (SAN/NAS). Der Stromverbrauch der Infrastruktur beträgt circa 1,2 MWh pro Jahr, was Kosten in Höhe von circa 165.000 Euro entspricht. Die Experton Group hat auf Basis der Daten berechnet, wie sich in dem Szenario Virtualisierung auswirken würde. Das Ergebnis weiß durchaus zu überzeugen: Die Kosten für die Umstellung der Infrastruktur hätte sich – konstante Strompreise vorausgesetzt – nach 32 Monaten wieder amortisiert.