Apple-Leaks: Das dubiose Ende von Analyst941

Das Frühjahr 2023 war bestimmt von Apple-Leaks einer anonymen Quelle namens Analyst941. Diese ist jetzt stumm – was der Leaker zum dramatischen Ende schreibt.

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(Bild: Alberto Garcia Guillen/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
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Ein anonymer Twitter- und Foren-User, der in den vergangenen Wochen wiederholt angebliche Informationen über Apple Software-Pläne veröffentlichte, ist nach eigenen Angaben von Apple überführt worden. Unter dem Namen Analyst941 – 941 in Anspielung auf die Uhrzeit, die Apple jeweils auf Screenshots zeigt – hatte die Person zuletzt unter anderem Informationen über Pläne für Final Cut Pro auf dem iPad verbreitet. Genau dieses Leak soll ihm aber zur Verhängnis geworden sein, weil mit einem falschen Detail seine Quelle enthüllt wurde.

Während es bei der Hardware traditionell zahlreiche vorzeitige Enthüllungen durch Leaker und Analysten gibt, die Kontakte zu Apples großen Zulieferern in Asien pflegen, sind Softwareleaks schon dünner gesät. Seine eigenen Mitarbeiter vermag Apple offenbar deutlich besser von der Öffentlichkeit abzuschirmen. Zudem ist wiederholt bekannt geworden, dass das Unternehmen sehr akribisch Leaks nachgeht und die Quellen, so sie wiederholt Geheimes ausplaudern, gezielt mit falschen Informationen ködert, um sie zu überführen.

So wurde im Jahr 2022 etwa der Fall eines früheren Apple-Mitarbeiters bekannt, der als Design Architect Geschäftsgeheimnisse an Medien ausplauderte. Im November einigte sich das US-Unternehmen mit ihm außergerichtlich auf eine Strafzahlung. Für das Unternehmen ist es immer ein Spagat, weil öffentliche Auseinandersetzungen indirekt bestätigen könnten, dass geleakte Informationen der Wahrheit entsprechen – zum Teil betreffen diese manchmal Produkte, die noch Jahre von einer Veröffentlichung entfernt sind. Der Fall war auch eine Warnung an andere Mitarbeiter, sich an die Regeln zu halten.

Der jetzt angeblich überführte Leaker Analyst941 trat das erste Mal in Erscheinung, als er die Softwareumsetzung der Dynamic Island im iPhone 14 Pro korrekt vorab vorhersagte. Während in den Medien vorher nach diversen Hardware-Leaks Einigkeit darüber herrschte, dass Apple zwei Bildschirmaussparungen planen könnte, zeigte er richtig auf, dass in Wirklichkeit eine Mischung aus Hard- und Software für eine dynamische Anzeige in Planung war.

Nach mehrmonatiger Pause trat Analyst941 dann jetzt im Frühjahr wieder in Erscheinung und meldete sich fast täglich mit angeblichen Details zu künftigen Software-Updates. So gab es etwa Leaks über einen möglichen Action-Knopf im iPhone 15 Pro, darüber, dass Apple angeblich mit iPadOS 17 auch auf dem iPad einen verbesserten Sperrbildschirm plant und über Pläne für die kommende Apple-Watch-Software, watchOS 10.

Im Falle von Final Cut Pro und Logic Pro meldete sich Analyst941 in der Vorwoche vor Apples offizieller Mitteilung – auf den ersten Blick bewies er sich einmal mehr den richtigen Riecher, doch entscheidende Details waren falsch: So war davon die Rede, dass Final Cut Pro erst 2024, die Musiksoftware Logic Pro gar erst 2025 erscheinen könnte. Tatsächlich werden beide schon am 23. Mai dieses Jahres veröffentlicht.

In einem Forumspost im Apple-Blog MacRumors stellt es Analyst941, der dort als anonymous-A.S unterwegs ist, als eine "mehrstufige" Falle Apples dar, in die er oder sie getappt sei. Die falschen Jahreszahlen wären der entscheidende Hinweis gewesen, dass Apple die Schwester von Analyst941 als Quelle enttarnen konnte. Sie sei sofort entlassen worden. Ihr und dem Leaker drohten jetzt rechtliche Schritte des iPhone-Herstellers. Der Twitter-Account von Analyst941 ist bereits verschwunden.

Das dramatische Ende dieses Leaker-Frühlings wirft dennoch einige Fragen auf. So dürfte der angeblichen Schwester wohl kaum entgangen sein, dass gehäuft Gerüchte aus ihrer Abteilung in die Welt gesetzt wurden – Informationen, die sie obendrein ihrem Familienmitglied erzählt hat. Warum sie, wenn sie das gar nicht im Sinn hatte, trotzdem weitermachte, bleibt genauso rätselhaft wie die Motivation von Analyst941, die Informationen in die Welt zu setzen und erheblichen möglichen Schaden für sich und die eigene Familie in Kauf zu nehmen. Im Netz sind bereits kritische Stimmen zu lesen, die unterstellen, dass mit der dramatischen Geschichte nur die falschen Leaks schöngeredet werden sollen.

(mki)