Solar-Auto: Sono Motors beantragt Insolvenzverfahren

Eigentlich wollten die Münchner das Solarauto Sion auf den Markt bringen. Wegen akuter Finanzierungsprobleme wackelt jetzt auch der Plan B – Insolvenzverfahren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 339 Kommentare lesen
Sono Motors

Aus der Traum: Den Sion wird es nicht in Serie geben.

(Bild: Sono Motors)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der gescheiterte Solarautohersteller Sono Motors hat am Montag beim Amtsgericht München die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beantragt. Der Geschäftsbetrieb werde im Rahmen dieses sogenannten Schutzschirmverfahrens weitergeführt, teilte das Unternehmen am Montag in München mit. Das Start-up kann die Reservierungsgebühren tausender Kunden damit nicht wie angekündigt zurückzahlen.

Sono Motors ist 2017 angetreten, einen solargetriebenen Kleinwagen zu entwickeln, und hat einen Prototyp des "Sion" präsentiert. Zunächst sollte das Auto 2019 in Serie gehen, nach einigen Finanzierungsrunden und -problemen sowie einem erfolgreichen Börsengang im November 2021 hieß es dann schließlich 2024. Der Sion sollte 30.000 Euro kosten.

Doch im Februar platzte der Traum vom Münchner Solarmobil. Sono Motors stellte die Entwicklung ein, nachdem sich am Kapitalmarkt die Voraussetzungen für eine Finanzierung angesichts der anziehenden Zinsen verändert hatten. 250 Mitarbeiter mussten gehen. Das Unternehmen wollte sich als Zulieferer von Solartechnik für andere Fahrzeugbauer neu aufstellen.

Über die Jahre konnte das Münchner Unternehmen tausende Vorbestellungen entgegennehmen, bei denen Kunden Anzahlungen leisteten oder das Auto vollständig vorab bezahlten. Im Februar war von über 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen die Rede, deren Anzahlungen das Unternehmen zurückzahlen wollte. Dafür schlug es einen Rückzahlungsplan auf Raten über zwei Jahre vor. Die erste Rate sollte im Mai ausgezahlt werden.

Offenbar hat genau dieser Rückzahlungsplan das Unternehmen nun in finanzielle Not gebracht. Die für die Rückzahlung "erforderlichen zusätzlichen Finanzmittel wurden zunächst von einem Finanzierer in Aussicht gestellt", teilte das Unternehmen mit.

"Im Zusammenhang mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank und dem Notverkauf der Credit Suisse an die UBS sowie der mit diesen Ereignissen einhergehenden wachsenden Unsicherheit im Kapitalmarkt realisierte sich jedoch diese Finanzierung nicht", hieß es weiter. Gespräche mit anderen möglichen Geldgebern seien erfolglos geblieben.

Kunden, die dem Rückzahlungsplan nicht zustimmten, hat Sono Motors bereits mehr als 1,7 Millionen Euro bezahlt. Mitte April sollten den Angaben zufolge weitere 800.000 Euro ausgezahlt werden. Wie viele Interessenten jetzt noch auf die Rückzahlung warten und um wie viel Geld es insgesamt geht, ist derzeit unklar.

Zusammen mit der GmbH, in der das operative Geschäft von Sono Motors angesiedelt ist, geht auch die in den USA börsennotierte Muttergesellschaft Sono Group in ein Schutzschirmverfahren. Die Sono Group hatte beim Börsengang rund 135 Millionen US-Dollar erlöst und wurde mit einem Börsenwert von über zwei Milliarden US-Dollar gehandelt. Der Aktienkurs hat seither stark nachgegeben und notierte am Montagabend nur noch bei 0,24 US-Dollar.

Im Schutzschirmverfahren will Sono Motors sich nun bei laufendem Betrieb sanieren. Das Unternehmen bleibt bei seiner Strategie, sich auf "die Nachrüstung und Integration der Solartechnologie in Fahrzeuge von Drittanbietern" zu konzentrieren.

(vbr)