Edward Snowden: Die Enthüllungen des NSA-Whistleblowers 10 Jahre später

Edward Snowden lüftete vor 10 Jahren den Schleier um weltumspannende einschneidende Lauschprogramme der NSA.

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(Bild: Sergey Kohl/Shutterstock)

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Am 06. Juni 2013 ließ zunächst ein Artikel im "Guardian" die Fachwelt aufhorchen, wonach die NSA Daten über Telefongespräche von Millionen US-Einwohnern sammle. Ein im Geheimen tagendes Gericht habe entschieden, dass der Telekommunikationskonzern Verizon detaillierte Verbindungs- und Standortinformationen über alle innerhalb der Vereinigten Staaten sowie zwischen den USA und dem Ausland geführten Gespräche an den technischen Geheimdienst übergeben müsse.

Tags darauf legte die "Washington Post" mit einem Bericht über das Lauschprogramm "Prism" nach. Die NSA und das FBI zapften demnach direkt zentrale Rechner und damit die Kundendaten von Internetkonzernen wie Apple, AOL, Google, Facebook, Microsoft, Yahoo oder Skype an. Sie verschafften sich damit Zugang etwa zu Videos, Fotos, E-Mails, Dokumenten und Kontaktdaten, konnten also umfangreiche Profile über Nutzer erstellen. Später kam zutage, dass die NSA sogar den internen Datenverkehr zwischen den Rechenzentren von Online-Riesen wie Google und Yahoo mitschnitt. Auch wenn Nutzer ihre E-Mails verschlüsselt abriefen, ließen sich diese trotzdem im Klartext abfangen, da die Unternehmen den Datenverkehr innerhalb ihrer eigenen Netze bis dahin noch nicht kryptografisch abgesichert hatten.

Bereits am 9. Juni 2013 outete sich Snowden, der mittlerweile Asyl in Russland gefunden und sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen hat, als Quelle der Offenbarungen. Der damals 29-jährige Techniker gab auf eigenen Wunsch ein viel beachtetes Video-Interview, wonach er die vergangenen vier Jahre als externer Zuarbeiter und Analyst für die NSA und die CIA gearbeitet habe. Die Spionagefähigkeiten der US-Amerikaner und ihrer engsten Partner bezeichnete der Hinweisgeber als deutlich größer, als bislang selbst paranoide Naturen vermutet hätten: "Wenn ich in Ihre E-Mails oder in das Telefon Ihrer Frau hineinsehen wollte, müsste ich nur die abgefangenen Daten aufrufen." Jeder berechtigte Geheimdienstmitarbeiter könne "E-Mails, Passwörter, Gesprächsdaten, Kreditkarteninformationen" Gesuchter bekommen. Schier die gesamten Online-Aktivitäten der vernetzten Menschheit stünden den Agenten offen.

Dass die NSA spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ein gewaltiges Lauschprogramm betrieb und ohne richterliche Genehmigung im großen Stil Telefonate abhörte, E-Mails mitlas sowie Verbindungs- und Standortdaten sammelte, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein offenes Geheimnis. Der Nachrichtentechniker Mark Klein hatte 2006 die AT&T-NSA-Abhöraffäre publik gemacht. Diese bestätigten in den Folgejahren Ex-Agenten des Geheimdienstes wie William Binney, Thomas Drake oder Russel Tice. Schon in den 1990ern hatten zudem vor allem in Europa Berichte über das Echelon-Lauschsystem der Five-Eyes-Staaten für Aufsehen gesorgt.