Gaia-Theoretiker mit unorthodoxen Ideen

Der Chemiker James Lovelock will den Klimawandel unter anderem durch das Vergraben von Holzkohle aufhalten.

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Der Chemiker James Lovelock (90) ist Mitbegründer der so genannten Gaia-Theorie, nach der unser Planet als ein lebender Organismus betrachtet werden kann. Anfangs umstritten, bildet sie heute die wichtigste Grundlage für die Erdsystemwissenschaft. Im Interview mit Technology Review (neue Ausgabe 02/2010) seit Donnerstag am Kiosk oder hier portokostenfrei online bestellbar) erläuterte Lovelock nun seine Sicht auf den heutigen Zustand des Planeten. So fürchtet der Wissenschaftler, dass der Mensch sich durch den Klimawandel die Lebensgrundlage nehmen könnte: "Jegliche Spezies, die die Erde so schädigt, dass ihre Nachkommenschaft bedroht wird, ist dem Untergang geweiht, und wird verschwinden."

Lovelock forderte entschlossenes Handeln, hat allerdings auch einige recht unorthodoxe Ideen in petto. Neben dem Ausbau der Atomenergie, die der Chemiker erstaunlicherweise für vergleichsweise ungefährlich hält, sieht er die Chance, durch das Vergraben von Holzkohle zu einem CO2-Zustand von vor 1900 zurückzukehren. Dazu müssten Landwirte ihren pflanzlichen Abfall – der ja reichlich Kohlenstoff speichert – durch Verschwelen bei wenig Sauerstoff in nicht biologisch abbaubare Holzkohle verwandeln und unterpflügen. " Die Biosphäre sequestriert pro Jahr 550 Gigatonnen Kohlenstoff – wir emittieren in der gleichen Zeit nur 30 Gigatonnen – doch 99 Prozent davon werden innerhalb eines Jahres wieder freigesetzt, indem Bakterien, Würmer und Nematoden die Pflanzen zersetzen."

Man könne mit diesem Verfahren dem System also ziemlich schnell große Mengen Kohlenstoff entziehen, so Lovelock. Bei der thermischen Zersetzung entstehe nur wenig CO2, aber Pyrolysegase, die als Bioenergie verkauft den Farmern sogar einen kleinen Profit sichern würden. "Außerdem verbessert Holzkohle die Bodenqualität und spart so Dünger und Wasser. Also eine Lösung, die wirklich etwas bewirken könnte." Trotzdem scheine sie aber an den allzu menschlichen Problemen der Umsetzung zu scheitern, so der Gaia-Theoretiker weiter.

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(bsc)