Digitale Dividende soll im April unter den Hammer kommen

Einem Zeitungsbericht zufolge findet die geplante Versteigerung neuer Frequenzen für Breitbanddienste am 12. April statt. Neben den üblichen Verdächtigen soll auch die Stuttgarter Airdata AG mitbieten.

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Die Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen einschließlich der sogenannten digitalen Dividende soll einem Zeitungsbericht zufolge am 12. April stattfinden. Um die Frequenzen bewerben sich sechs Unternehmen, darunter die vier Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und Telefónica O2 sowie die Stuttgarter Airdata AG und ein bisher unbekannter Bieter, berichtet die Tageszeitung Die Welt am Dienstag unter Berufung auf Branchen- und Regierungskreise. Die Bundesnetzagentur wollte die Identität der Bieter nicht bestätigen.

Bei der bisher größten Frequenzauktion in Deutschland kommt unter anderem die begehrte "digitale Dividende" unter den Hammer. Der Frequenzblock im 800-MHz-Bereich wurde im Zuge der Digitalisierung der terrestrischen TV-Ausstrahlung frei und soll zugunsten des Breitbandausbaus auf dem Land für Mobilfunkdienste umgewidmet werden. Der Frequenzbereich gilt dank besserer Reichweite als besonders geeignet für die Versorgung ländlicher Regionen mit Breitband-Mobilfunk. Darüber hinaus versteigert die Regulierungsbehörde Frequenzen in den Bereichen 1,8 Ghz, 2 GHz und 2,6 GHz. Über die Identität der zwei Auktionsteilnehmer, die neben den vier Mobilfunkern für die Frequenzen bieten wollen, wurde bisher nichts bekannt.

Die nun als möglicher Bieter gehandelte Airdata AG betreibt Funknetze in Berlin und Stuttgart. Airdata war 2004 angetreten, um Funknetze für Breitband-Internetzugänge in mehreren Ballungsräumen aufzubauen. Bisher betreibt das Unternehmen allerdings nur drei Funkanlagen in Berlin sowie weitere in Stuttgart und Bensberg. Auch als Betreiber des gescheiterten Projekts für ein Innenstadt-WLAN in Berlin war Airdata im Gespräch.

Dass der Aufbau neuer Netze bisher nicht wie geplant gelaufen ist, dürfte an der unsicheren Frequenzsituation liegen. Airdata operiert mit einer zeitlich begrenzten Lizenz für Frequenzen im 2,6-GHz-Bereich, der einst als Erweiterungsspektrum für UMTS gedacht war. Um die Verlängerung der Lizenz streitet das Unternehmen mit der Bundesnetzagentur seit Jahren vor Gericht. Dass sich der Anbieter nun auch an der Versteigerung beteiligt, ist naheliegend.

Die Versteigerung spielt eine wesentliche Rolle für die Pläne der Bundesregierung, bis Ende des Jahres auch Regionen, die bisher ohne schnelle Internetzugänge auskommen mussten, mit Bandbreiten von mindestens 1 MBit/s versorgen zu können. Die geplante Versteigerung hatte im Vorfeld für Streit mit den kleineren E-Netz-Betreiber gesorgt. E-Plus und O2, die im begehrten Spektrum unter 1 GHz deutlich weniger Frequenzen nutzen als die vorher gestarteten D-Netz-Betreiber Vodafone und T-Mobile, fühlten sich durch die Vergabemodalitäten benachteiligt und zogen vor Gericht.

Dabei erhielten die E-Netz-Betreiber Unterstützung aus Brüssel. Auch die EU-Kommission kritisierte, das Auktionsverfahren zementiere die Ungleichheit der Frequenzzuteilung zu Lasten der Kleinen. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, Brüssel könne ernsthaft querschießen und die Auktion gefährden. Dazu kam es bisher nicht, Regulierer und EU-Kommission einigten sich auf einen Kompromiss. Zu einer Änderung der Versteigerungsregeln wollte sich die Bundesnetzagentur nicht durchringen; die Behörde versprach allerdings, den Markt drei Monate nach der Auktion auf eventuelle Wettbewerbsverzerrungen zu prüfen. (vbr)