Microsoft lässt Website Cryptome.org vom Netz nehmen

Der US-Softwarekonzern hat mit einer Benachrichtigung über eine angebliche Copyright-Verletzung den Hosting-Provider der Whistleblower-Website dazu veranlasst, Cryptome.org vom Netz zu nehmen.

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Der US-Softwarekonzern Microsoft hat mit einer sogenannten DMCA Notice dafür gesorgt, dass die Website gegen Zensur Cryptome.org vom Netz genommen wurde. Das berichtet das US-Magazin Wired. Microsoft hatte sich demnach bei Cryptomes Hosting-Provider Network Solutions darüber beschwert, dass die Website mit der Veröffentlichung eines "Global Criminal Compliance Handbook" das US-Copyright verletze. Obwohl der Cryptome-Betreiber John Young noch vor Ablauf der vorgeschriebenen Frist auf Microsofts Aufforderung geantwortet habe, er habe bei der Veröffentlichung des Dokuments nach dem vom Digital Millennium Copyright Act (DMCA) gedeckten "fair use" gehandelt, habe Network Solutions Microsofts Wunsch befolgt.

Nach den "Notice-and-Takedown"-Bestimmungen des DMCA müssen Zwischeninstanzen und Vermittler wie Provider bei Erhalt einer Meldung über die Darstellung geschützter Werke diese sofort herunternehmen. Wenn ein Nutzer der umstrittenen Inhalte aber versichert, dass eine rechtlich erlaubte Verwendung erfolge, können die Werke wieder online gehen.

Wired hat das 22-seitige PDF-Dokument vom März 2008, dessen Veröffentlichung Microsoft verhindern wollte, online gestellt. Es gibt Strafverfolgern Handreichungen, welche Informationen sie über Nutzer von Microsoft-Produkten für Ermittlungszwecke gewinnen können, also beispielsweise Verbindungsdaten bei Xbox Live, Microsofts E-Mail- und Messaging-Diensten sowie Hintergründe über den Authentifizierungsdienst Windows Live ID.

Cryptome stand seit 1996 für uneingeschränkte Meinungs- und Informationsfreiheit ein. Die Website veröffentlichte vertrauliche Dokumente und Fotos, die nur auf gerichtliche Anordnung gelöscht werden. 1999 hielt Young beispielsweise auf seiner Website eine Liste mit mehr als 100 Namen angeblicher Agenten des britischen Geheimdiensts MI6 vor. 2003 wurde Cryptome.org Opfer eines Defacement. (anw)