Telekom auf dem Weg in die "Gigabit-Gesellschaft"

Glasfaseranschlüsse, mobiles Internet und neue Geschäftsfelder sollen für die Telekom den Umsatzschwund im alten Kerngeschäft kompensieren. In Bonn stellte Vorstandschef Réné Obermann seine Strategie für die "Telekom 2.0" vor.

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Mit neuen Geschäftsfeldern rund um schnelle Internetanschlüsse will die Deutsche Telekom wieder wachsen und den Schwund im klassischen Kerngeschäft wettmachen. Dabei bleibt die Netzinfrastruktur ein Kernfaktor der neuen Unternehmensstrategie "Telekom 2.0", die Vorstandschef Réné Obermann am Mittwoch in Bonn vorstellte. Mobiles Internet, Unterhaltung und IT-Produkte sollen den Umsatzschwund im Festnetz mehr als Wettmachen, kündigte der Telekom-Chef an. Bis 2015 rechnet der Vorstand mit einer Verdopplung der Umsätze aus diesen Bereichen auf 30 Milliarden Euro. Zudem will der Konzern die IT-Sparte T-Systems stärken.

Réné Obermann zeigte Investoren, wo er mit der "Telekom 2.0" hin will.

(Bild: DTAG)

"Der Markt verändert sich. Die Internet-Technologie treibt diesen Wandel voran", erläuterte Obermann am Mittwoch vor Investoren in Bonn. "Wir erneuern die Deutsche Telekom." Dabei gehe es nicht nur um die Fortführung von Altbewährtem, sagte der CEO, offenbar in Reaktion auf die im Vorfeld geäußerte Kritik an der neuen Strategie. Wirklich umgekrempelt wird der Konzern nicht, große Überraschungen blieben aus. Immerhin will sich die Telekom auf ertragreiches neues Terrain wagen. "Zwei Dinge" seien für die neue Strategie ausschlaggebend, sagte Obermann: "Ein margenstarkes Kerngeschäft und der Mut, auf chancenreiche Wachstumsfelder zu setzen."

Das Stammgeschäft mit Anschlüssen in Festnetz und Mobilfunk werde weiterhin eine tragende Rolle spielen. Darüber hinaus setzt die Telekom künftig auf das mobile Internet. Der Umsatz mit mobilem Datenverkehr soll von knapp 4 Milliarden Euro (2009) bis 2015 auf rund 10 Milliarden Euro steigen. Dazu soll das Geschäft mit eigenen Internetangeboten (Scout-Familie, Musicload etc.) und dem "Connected Home" mit Unterhaltungsangeboten weiter ausgebaut werden – im Pay-TV strebt die Telekom die Marktführerschaft an. Bei T-Systems soll der externen Umsatz auf rund acht Milliarden Euro gesteigert werden. Die Telekom sieht hier vor allem gute Chancen im Cloud Computing, aber auch bei intelligenten Netzdiensten für Branchen wie Energie, Gesundheit, Medien und Automobil.

Die Telekom plant weitere Investitionen: Bis 2012 sollen in Deutschland insgesamt rund 10 Milliarden Euro investiert werden, unter anderem in den Netzausbau. Neben VDSL will der Bonner Konzern dabei Glasfaseranschlüsse bis ins Haus legen. Obermann will im Wettbewerb mit den "Kabel-Leuten" noch 2010 erste Akzente setzen. Ende des Jahres soll ein erster Pilot mit Glasfaseranschlüssen für Verbraucherhaushalte starten. Bis 2012 sollen bis zu vier Millionen Haushalte mit Glasfaser versorgbar sein. Zudem soll das Mobilfunknetz mit HSPA+ und bei verfügbaren Frequenzen auch LTE aufgerüstet werden. Damit ebne die Telekom den "Weg in die Gigabit-Gesellschaft und schafft zugleich Möglichkeiten für neue Beschäftigung“, sagt Vize-Aufsichtsratchef Lothar Schröder. Das Kontrollgremium stehe hinter Obermanns Plänen. (vbr)