EU-Rechnungshof: Elektroautos müssen preiswerter werden
Um die Antriebswende in Richtung Klimaneutralität voranzubringen, müssten Politik und Industrie Hindernisse beseitigen, meint der EU-Rechnungshof.
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Der Verkehrssektor gehört zu den großen CO₂-Emittenten in der Europäischen Union. Rund ein Viertel aller Kohlendioxid-Emissionen entfallen auf ihn. Daran konnten bislang auch sparsamere Motoren und eine zunehmende Elektrifizierung nichts wesentlich ändern. Das liege unter anderem daran, dass Autos im Schnitt immer größer und auch kräftiger würden, meint der EU-Rechnungshof. Er mahnt, dass die in der EU bis 2050 angestrebte Klimaneutralität noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden habe. Eine zentrale Rolle dabei spielt die Antriebswende. Industrie und Politik müssten daran arbeiten.
Elektroautos und die Kosten
Elektroautos seien derzeit zu teuer, um die breite Masse zu erreichen, argumentiert der EU-Rechnungshof. Doch sie sind die Hoffnung, um den Verkehrssektor weniger umweltschädlich zu machen. Gerade in Verbindung einem steigenden Anteil von erneuerbaren Energien im Strommix ist die Aussicht darauf durchaus begründet. Dafür muss der Anteil der Neuwagen ohne Verbrennungsmotor allerdings stärker steigen als momentan. Außerdem müsse, meint der EU-Rechnungshof, die europäische Batterieproduktion ihren Rückstand gegenüber anderen Standorten schnell aufholen. Sie hänge im globalen Wettbewerb hinterher. Nicht einmal zehn Prozent der weltweiten Batterieherstellung erfolge derzeit in Europa. Ein besonderes Problem für EU-Produzenten sei die große Abhängigkeit von Rohstoffeinfuhren aus Drittländern.
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Den Prüfern des Rechnungshofes zufolge sind die Kosten für in der EU hergestellte Batterien trotz umfangreicher öffentlicher Unterstützung nach wie vor viel höher als geplant. Das wirke sich maßgeblich auf die Kosten für Elektroautos aus. Die Umstellung von Verbrennern auf batterieelektrische Antriebe dürfe jedoch nicht dazu führen, dass die Verbraucher immer tiefer in die Tasche greifen müssten. Auch die Ladeinfrastruktur müsse erheblich verbessert werden. Es sei noch immer eine Herausforderung, die EU mit Elektroautos zu durchqueren. Den Angaben zufolge konzentrieren sich etwa 70 Prozent aller Ladestationen in nur 3 von 27 EU-Ländern. Das seien Frankreich, Deutschland und die Niederlande. Im Osten Europas herrsche ein Mangel an Ladepunkten.
Alternative Kraftstoffe sind noch keine Alternative
Für alternative Kraftstoffe sei momentan keine tragfähige Lösung gefunden worden, bemängelte der Rechnungshof. "Da sie nicht flächendeckend verfügbar sind, stellen Biokraftstoffe keine zuverlässige und glaubwürdige Alternative für Autos dar", sagte Nikolaos Milionis vom Europäischen Rechnungshof. Die in Europa produzierte Biomasse reiche nicht aus, um eine echte Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen zu sein. Wenn es für alternative Kraftstoffe Importe brauche, mache sich die EU weiter von anderen Ländern abhängig. Ferner sind Biokraftstoffe derzeit noch schlicht zu teuer.
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(mfz)