Resteverwertung

25 Jahre Ducati Monster

Ohne das schlichte, aber elegante Naked Bike würde Ducati heute wahrscheinlich nicht mehr existieren, die Monster ist mit 320.000 Stück die meistverkaufte Ducati. Dabei entstand sie vor 25 Jahren ursprünglich aus Einzelteilen anderer Ducati-Modelle

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Ducati Monster 16 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Ohne das schlichte, aber elegante Naked Bike würde Ducati heute wahrscheinlich nicht mehr existieren, die Monster ist mit 320.000 Stück die meistverkaufte Ducati. Dabei entstand sie vor 25 Jahren ursprünglich aus Einzelteilen anderer Ducati-Modelle.

Ohne die Monster würde es die traditionsreiche Firma Ducati heute möglicherweise nicht mehr geben. Die Finanzlage des Motorradherstellers aus Bologna war über Jahrzehnte hinweg oft kritisch und manchmal standen die Produktionsbänder still, weil offene Rechnungen von Zulieferern nicht beglichen werden konnten. Ducati genoss im Rennsport immer einen exzellenten Ruf und holte viele Titel, fuhr jedoch finanziell, trotz der Erfolge, selten in der Gewinnzone.

Die japanische Konkurrenz machte Ducati seit den 1970er Jahren arg zu schaffen, vor allem in der Qualität und Zuverlässigkeit schnitten die italienischen Modelle im direkten Vergleich meist schlechter ab und waren dazu noch relativ teuer. Daher brauchte man zu Beginn der 1990er Jahre in Bologna dringend ein günstiges Volumenmodell, das die Firma am Laufen hielt. Zwar verkaufte sich die 1988 präsentierte 900 Supersport ganz ordentlich, aber nicht jeder konnte sich mit den tiefen Lenkerstummeln und der Vollverkleidung anfreunden.

Ein privater Umbau als Initialzündung

Doch dann baute der eigentlich für Cagiva arbeitende Designer Miguel Angel Galluzzi sich privat den vollverkleideten Sportler Ducati 888 zu einem Naked Bike um. Dem Cagiva-Konzernboss Claudio Castiglioni, der Ducati 1985 gekauft hatte, war von dem Projekt so begeistert, dass er ein Naked Bike für die Großserie entwickeln ließ. Allerdings war von vornherein klar, dass das neue Ducati-Modell aus Kostengründen nicht auf dem Superbike 888 basieren konnte, denn es sollte ein günstiges Motorrad werden.

Zwar übernahm man dessen Rahmen mit leicht geänderter Geometrie sowie die Schwinge und Federung, griff jedoch statt zum teuren wassergekühlten Vierventil-V2 zum luftgekühlten Zweiventiler mit desmodromischer Ventilsteuerung aus der 900 Supersport. Die Räder und vordere Bremsanlage wurden ebenfalls von der 900er übernommen, bei der Gabel machte man es noch billiger und wählte die nicht einstellbare Upside-down-Gabel der 750 Supersport. Der Tank, die Seitendeckel, die Sitzbank und die Auspuffanlage wurden neu entworfen, auf einen Drehzahlmesser verzichtete man, um die Kosten noch weiter zu drücken. Das neue Modell wurde auf den Namen M 900 Monster getauft und ging 1993 in Produktion.

Schlicht elegant

Die Monster eroberte sich auf Anhieb eine große Fangemeinde. Das puristische Naked Bike bestach durch sein ehrliches Erscheinungsbild: Der Motor zeigte sich offen in dem eleganten Gitterrohrrahmen, Tank und Sitzbank waren schnörkellos gezeichnet. Ein klassischer Rundscheinwerfer zierte die Front und das Heck war erfreulich knapp. Dank eines pfiffigen Schnellverschlusses vorne, konnte der Tank in Sekundenschnelle hochgeklappt werden, zum freien Zugang des Motors. Der 904 Kubikzentimeter große Motor leistete 76 PS und musste nur 198 kg Leergewicht beschleunigen. Dazu gesellte sich ein betörender Sound, wie er von einer Ducati erwartet wurde. Die Technik war zwar schlicht, aber auch weitestgehend wartungsfreundlich, abgesehen vom aufwendigen Einstellen der desmodromischen Ventilsteuerung.

Große Modellvielfalt

In Deutschland kostete die M 900 Monster im ersten Baujahr 19.250 Mark und sie verkaufte sich vom Start weg gut. Ducati nutzte das Baukastensystem und erweiterte die Modellreihe im Laufe der ersten Jahre um einen 750er-, 600er- und 400er-Motor, ab 1997 stammte die Vorderradgabel nicht mehr von Showa, sondern von Marzocchi.

Das Werk tauschte ab Modelljahr 2000 die Vergaser gegen eine Einspritzanlage und der Rahmen der ST-Baureihe kam auch bei der Monster zum Tragen. Im Jahr 2003 wurde der 900er-Motor durch einen 1000er ersetzt, bereits zwei Jahre zuvor bereicherte die Monster S4 mit dem wassergekühlten Motor und Vierventiltechnik aus der 916 das Modellprogramm und übersprang damit zum ersten Mal die 100-PS-Grenze.

Zu dem Zeitpunkt stand für Ducati die Kostenfrage beim Bestseller Monster längst nicht mehr im Vordergrund und man verlieh ihr selbstverständlich den teuren Motor aus dem Superbike, um sich gegen die erstarkte Konkurrenz zu behaupten. Der Hubraum der Monster-Modellreihe wuchs im Laufe der Zeit auf 1198 Kubikzentimeter und gipfelte in Form der Monster 1200 R in 160 PS – mehr als das Doppelte der Leistung in der ersten 900 Monster.

Brot- und Buttermotorrad

In 25 Jahren Bauzeit wurden mehr als 320.000 Monster verkauft. Eine Zahl, mit der zur Vorstellung der Monster, die eigentlich aus dem Ersatzteilregal geschaffen worden war, selbst in Bologna niemand gerechnet hätte. Die Aushängeschilder waren bei Ducati stets die Superbikes wie die Ikone 916, aber das Geld hat immer die Monster eingefahren. Sie war das Brot- und Buttermotorrad der Ducatisti, mit der man jeden Tag zur Arbeit fahren, auf der Landstraße Sportbikes ärgern und auch auf Urlaubstour gehen konnte. Es war ihre schlichte, aber ehrliche Formensprache, die weltweit Motorradfahrer ansprach. Dazu gesellte sich ein bäriger, wenn auch etwas rau laufender V2 mit satten Sound. Die Monster war nie auf ausgeprägte Handlichkeit, dafür aber auf stabile Straßenlage ausgelegt.

Neuer Rahmen

Im Laufe des Vierteljahrhunderts wurde die Monster-Baureihe immer weiter optimiert und regelmäßig mit neuen Motoren bestückt. 2008 war eine Zäsur, als zunächst die Monster 696 einen neu entwickelten Rahmen bekam. Er hieß Hybridrahmen, da er vorn aus einem Stahl-Gitterrohrrahmen, hinten aber aus einem Alu-Gussteil bestand. Der bislang runde Scheinwerfer war nun leicht oval und näher an den Lenkkopf gerückt.

In der Tankverkleidung befanden sich Lufteinlässe und die beiden Endschalldämpfer waren hoch unters Heck gelegt. Auch danach wurden gerne die Form und der Verlauf der Auspuffanlage variiert. Ab 2013 besaßen alle Monstermodelle ausschließlich wassergekühlte Motoren, worüber Traditionalisten nicht gerade glücklich waren. Die strengen Emissions- und Geräuschvorschriften machten die Maßnahme aber notwendig, zumindest, wenn man auch weiterhin mit hoher Leistung unterwegs sein wollte.

Die Monster bleibt

2014 erwuchs der Monster Konkurrenz im eigenen Haus: Die Scrambler-Baureihe wurde zum Bestseller im Ducati-Programm. Die Retro-Bikes waren nun das, was 1993 die Monster gewesen war: Ein günstiges Einsteigermodell mit luftgekühltem Motor und einer simplen, aber hübschen Formensprache.

Ducati kommt aber ganz sicher nicht auf die Idee, die Monster zugunsten der Scrambler einzustellen. Zu groß ist der Fankreis der Monster und wie lange sich die Retrowelle noch hält, weiß niemand zu beantworten. Aktuell gibt es die Monster mit drei Hubraumgrößen in sechs verschiedenen Modellen, die Preise reichen von 8990 Euro für die Monster 797 mit 73 PS bis zu 18.840 Euro für die 152 PS starke Monster 1200 R. An Faszination hat die Monster bis heute nichts verloren.