Über einen Franzosen, der eigentlich ein Koreaner ist und nur geleast werden kann

Alles nur geliehen: Renault Latitude in Fahrt

Große Limousinen aus Frankreich haben es seit jeher in Deutschland schwer. Nun wagt Renault mit dem Latitude einen neuen Anlauf. Was bietet der Franko-Koreaner? Wir haben ihn gefahren

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Von
  • rhi
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Cascais (Portugal), 15. November 2010 – Wenn sich Renault in gehobene Segmente wagte, kamen oft extravagante Entwürfe wie der Vel Satis oder Avantime dabei hinaus. Und selbst Modelle wie der 30 oder 25 wirkten zumindest in Deutschland verhältnismäßig originell. Großen Erfolg hatten die Franzosen damit hierzulande eigentlich nie, doch die Besitzer kauften zumindest das Gefühl ein, ein wohltuend anderes Auto zu besitzen. Renaults neuester "Streich", der Latitude, wirkt geradezu wie die Antithese zu den genannten Vorgängern. Ob das mehr Erfolg verspricht, haben wir erfahren.

Biedermann aus Korea

Unser erster Eindruck von der 4,90 Meter langen Limousine: Der Latitude präsentiert sich sehr unscheinbar, unterstrichen wird dies durch die einzigen hierzulande erhältlichen Farben, ein Schwarz- und ein Grau-Metallic. Entstanden ist der Latitude in Südkorea bei Samsung, wo er auch als Samsung SM5 vom Band läuft. Denn am Unternehmen Renault Samsung Motors sind die Franzosen mit 80 Prozent beteiligt. Die optischen Unterschiede beschränken sich auf mehr Chrom beim Renault. Das spart Entwicklungskosten, zumal der Latitude als Weltauto angelegt ist, der auch in den USA oder Russland Freunde finden soll.

Auf der Suche nach Bequemlichkeit

Über Äußerlichkeiten lässt sich streiten, doch wie steht es mit den inneren Werten? Nach dem Schließen der blechern klingenden Tür versuche ich, mich auf dem Fahrerplatz einzurichten. Leichter gesagt als getan: Mir war es mit einer Körpergröße von 1,87 Meter nicht möglich, eine bequeme Sitzposition zu finden. Schuld daran ist das nicht hoch genug verstellbare Lenkrad, zudem ist die Beinauflage des Sitzes viel zu kurz. Als kleinen Trost bietet der lederbezogene Fahrersessel neben der elektrischen Verstellung mit Memoryfunktion auch eine Massageoption. Im Fond gibt es ausreichend Platz für Kopf und Beine, jedoch bietet die Polsterung zu wenig Seitenhalt. Interessant ist der Vergleich mit dem Facelift-Laguna, der gleichzeitig zur Verfügung stand: Hier genießen die Rückbänkler trotz 20 Zentimeter weniger Länge mehr Beinfreiheit. Ins Gepäckabteil des Latitude passen übrigens 511 Liter. Ein respektabler Wert, der durch das Umklappen der Rücklehnen noch erweitert werden kann.