Kein Alibi
Der 2er Active Tourer ist schon ein ungewöhnlicher BMW, doch als Hybrid überrascht er an unerwarteter Stelle. Das hat weniger mit seinem Plug-in-Hybrid zu tun als vielmehr mit einer überraschend aggressiven Preispolitik
- Stefan Grundhoff
München, 29. Januar 2016 [–] Ob es an den aktuellen Spritpreisen liegt? Oder daran, dass das, was Fritz Indra einst so schön formulierte, als er inhaltlich sagte: „Im Hybrid arbeitet ein Motor zu viel“, noch immer in vielen Köpfen verankert ist? Fakt ist, dass den Herstellern die Hybridmodelle nicht gerade aus den Händen gerissen werden. Eine der Marken, die das ändern will, ist BMW. Zukünftig soll es keine Baureihe mehr geben, in der nicht wenigstens ein Modell mit Hybridantrieb angeboten wird. Doch nicht allein eine Ausweitung des Angebots soll für höhere Absatzchancen sorgen. Zugleich betreibt BMW bei den Hybridmodellen eine aggressive Preispolitik. Und wie die meisten anderen Hersteller versucht auch BMW, mit reichlich Leistung zu locken. Ein erster, noch kurzer Ausflug mit einem 225xe liefert ein paar Eindrücke.
Auch anderthalb Jahre nach der Verkaufsstart wirkt der 2er Active Tourer wie ein Fremdkörper im BMW-Programm: Ein vergleichsweise großzügig geschnittener Van mit Frontantrieb, der nur vom Preisniveau her ähnlich konzipiert ist wie die anderen BMW-Modelle. Das Hybridmodell fügt dem eine weitere Note hinzu, denn hier treibt der Elektromotor, und zwar nur der, die Hinterachse an. Vorn arbeitet der 1,5-Liter-Dreizylinder mit 100 kW (136 PS) und 220 Nm Drehmoment. Der E-Motor an der Hinterachse liefert 65 kW (88 PS) und 165 Nm, die zwischen 0 und 3000/min anliegen. Die Systemleistung gibt BMW mit 224 PS, das maximale Drehmoment mit 385 Nm an.
Schnell auf 100
Damit sind überdurchschnittliche Fahrleistungen möglich. Die Werksangaben versprechen 6,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 202 km/h begrenzt. Ein ähnlich starker 225i xDrive soll 237 km/h schaffen und im Standardsprint nur 6,3 Sekunden brauchen, was nichts daran ändert, dass der 225xe sehr viel schneller ist, als man es diesem Fahrzeugsegment allgemein zutraut.
Wer den BMW 225xe startet, wird von dem etwas rauhen Dreizylinder nichts bemerken, denn los geht es – bei entsprechend geladenem Akku – immer elektrisch. Im Auto-E-Modus zuckelt der Van allein über die Hinterachse angetrieben flott durch den Straßenverkehr. Erst beim starken Beschleunigen, oberhalb von 125 km/h oder anderen Fahrmodi schaltet sich der 1,5 Liter großen Turbomotor zu. Das ist hörbar, auch wenn der Benziner sorgsam gedämmt ist – ein Umstand, der uns schon im 216d Gran Tourer positiv aufgefallen ist. Die komplexe Abstimmung der beiden Antriebe und den beiden Achsen übernimmt die Motorelektronik ohne Zutun des Fahrers auch in Abstimmung mit den Regelsystemen.