BEV-Reichweitenermittlung nach WLTP

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Im zweiten und vierten Segment bewegt der Prüftechniker das BEV mit konstant 100 km/h. Eine zeitliche Länge ist nicht vorgegeben. Allerdings soll nach dem dritten Segment nur noch ein Batterieladestand von zehn Prozent vorhanden sein – das wiederum bedeutet, dass die erste Konstantfahrt in Abhängigkeit der Gesamtkapazität sehr lang sein kann. Die Prüfung wird abgebrochen, wenn im vierten Segment mehr als vier Sekunden die 100 km/h-Marke unterschritten wird. Währenddessen wird der Stromverbrauch an Bord und in jedem Teilzyklus gemessen, woraus sich wiederum die Reichweite für die Werksangabe ergibt.

Der offizielle Stromverbrauch dagegen wird nicht aus den Fahrzeug-internen Messungen ermittelt. Stattdessen wird die Batterie im verkürzten Verfahren entleert, siehe oben, und anschließend wieder komplett vollgeladen. Hierbei werden wie im NEFZ die Ladeverluste berücksichtigt. Allerdings gibt es keine gesetzliche Norm, wie das passiert, also ob bei Gleich- oder Wechselstrom oder bei welcher Leistung. Die Hersteller werden hier die jeweils effizienteste Option im Auto wählen.

Bei den ersten Pkws mit Verbrennungsmotor, die nach der WLTP typgeprüft wurden, ist innerhalb einer Motorgetriebekombination eine weite Spreizung der Verbrauchswerte zu beobachten. Diese ist das Resultat der WLTP-Vorgabe, zum einen die leichteste Fahrzeugversion mit Basisausstattung zu testen, zum anderen aber auch die schwergewichtigste mit den breitesten Reifen und dem ungünstigsten Aerodynamikpaket.

Keine brauchbare Auskunft zum Autobahnverbrauch

Diese Vorgabe ist für BEVs genauso gültig. Es wird folglich eine Spreizung beim Stromverbrauch geben. Die Ausstattungsvariationen waren bei den bisherigen BEVs kleiner als bei ähnlichen Autos mit Verbrennungsmotor, und im Regelfall verfügen die BEVs über eine grundsätzlich bessere Grundausstattung. So hat zum Beispiel ein Volkswagen e-Golf immer vier Türen. Dennoch ist eine gewisse Spannbreite zu erwarten.

Fachkreise gehen davon aus, dass die Reichweite batterieelektrischer Autos bei stagnierender Kapazität signifikant sinken würde. Um wie viel, wollte auch in Hintergrundgesprächen niemand verraten. Vielleicht werden diese Abstriche auf dem Papier durch die permanent wachsende Kapazität der Akkus überkompensiert. Bald wissen wir mehr.

Eine Lücke des WLTP jedenfalls ist offensichtlich: Der Betrieb auf Autobahnen wird weitgehend ausgeklammert. Wer vorm Kauf einschätzen will, ob der Urlaub oder die Reise zur Familienfeier ohne viele zähe Ladepausen funktioniert, ist wie bisher auf die Erfahrung anderer Nutzer oder die Berichterstattung angewiesen. Sicher scheint nur, dass angesichts der rapide wachsenden öffentlichen Infrastruktur das Liegenbleiben unwahrscheinlicher wird. (chlo)