BMW Motorrad: Das Connectivity-Paket

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Es gibt jedoch ein grundsätzliches Problem mit BMWs zweigeteiltem System: Sowohl das Navi als auch die Tachoeinheit sind dazu gebaut, als Bluetooth-Hub zu arbeiten. Also muss sich der Kunde entscheiden, welchen der beiden er benutzt. Beide Geräte als Hub geht nicht. Ansagen vom Navigator über die BT-Verbindung des Tachos zu hören funktioniert ebenfalls nicht. Hier hätte BMW durchaus per Kabel die Ansage in den Tacho schleifen können, tat das aber nicht. Mit der für Touren sinnvollen Ausstattung des Navis bleibt also ein zweifaches System, das BMW nur wenig besser integriert, als der Kunde selbst die Kombination des Tachos mit einem moderneren Motorrad-Navi schafft. Da ist noch Luft nach oben.

Hardware mit Drehdrücksteller

Eine Besonderheit bei BMW besteht schon lange im Bedienkonzept. Seit Jahren haben Münchens Tourer einen Drehring aus Plastik am linken Lenker, der sich auch kippen lässt. Damit schaltet sich der Fahrer recht intuitiv durch die Menüstruktur. Dieses Eingabesystem übernimmt BMW von den Tourern an alle Fahrzeuge mit dem Connectivity Display. Zum kippenden Drehrad kommt ein Kippschalter direkt daneben. Wenn man sich BMWs Bedienstruktur als zweidimensionale Matrix voller Funktionsfliesen vorstellt, bewegt der Kippschalter die Auswahl in vertikaler Richtung und das Drücken am Ring in horizontaler Richtung. Ein Drehen am Ring dreht durch Auswahlen auf der aktuellen Fliese, also zum Beispiel die Navigations-Optionen.

Die Idee gefällt mir seit jeher, bei der Umsetzung hätte es meiner Ansicht nach geholfen, sich auf einen hierarchischen Menübaum zu beschränken, denn dann hätten die Freiheitsgrade des Drehrades mit seinen zwei Kipprichtungen (für Ja/Nein) ohne den zusätzlichen Kippschalter ausgereicht. So ist nicht immer intuitiv klar, ob ich den Menü-Kippschalter oder das Rad brauche. Beim Steuerkreuz von KTM mag man den ein oder anderen Klick mehr brauchen, fragt sich jedoch nie, welchen Knopf man jetzt drücken soll.

Trotz dieser kleineren Kritik gefällt mir die Hardware insgesamt gut. Vor allem das 6,5-Zoll-Display ist toll. Es lässt sich aus jeder Richtung gut ablesen und Bosch fand einen guten Kompromiss für die matte Oberflächenbeschichtung: Der Bildschirm bleibt scharf und brillant, spiegelt aber wenig. Die Grafikleistung reicht für schön flüssige Menü-Animationen und die Helligkeit hinter dem Windschild der GS für Sommertage. Selbst unter freiem Himmel auf der unverkleideten R 1250 R fanden Kollegen keinen Grund zur Klage.

Fazit

Systeme wie dieses werden wir schrittweise an immer mehr Motorrädern sehen, denn wenn ein Hersteller es einmal entwickelt hat, lässt es sich leicht anpassen auf viele Modelle, die statt eines eigenen Tachos dann nur noch eigene Graphics brauchen. Mit dem Tacho erhalten sie auch die Fähigkeiten für Telefon, Musik und Navi.

Letztlich wird und muss es jedoch auch am Motorrad darauf hinauslaufen, dass nicht jeder Hersteller sein eigenes Turn-by-Turn-Gewurschtel aus Here Maps heraus baut, sondern die Leute einheitlich Android Auto oder Apple Car Play auf dem Display verwenden können. Honda und Harley-Davidson haben vorgemacht, dass es geht: Die Goldwing und Harleys Boom!-Box für die Touring-Modelle bieten jeweils Apple Car Play an, mit Android Auto schon in den Entwicklungsplänen. Wenn Infotainment-Systeme mit solchen Fähigkeiten sich auch am Motorrad durchsetzen, denken Google und Apple vielleicht auch über Namen nach, die nicht „Auto“ sagen … (cgl)