Betrug ist nicht genug

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Wahrscheinlich fragen sich viele Leser, ob so viel Geld gerechtfertigt ist. Aber da bin ich ganz ohne Sarkasmus und Sozialneid der Meinung, ja, das ist gerechtfertigt. Denn wenn die Führungsriege eines Weltkonzerns einen richtig guten Job abliefert und Zehn- oder gar Hunderttausenden Angestellten ein auskömmliches Leben beschert, dann ist ihr Salär in Ordnung.

Die Probleme fangen an, wenn die Führungsriege keinen guten Job macht. Manchmal wird dann ein Bonus verringert, eher selten eine Top-Kraft entlassen. Und wenn doch, dann noch seltener ohne beeindruckende Abfindung. Aber meistens passiert gar nicht viel, denn das Top-Management ist ja so gut wie nie für Pannen verantwortlich.

Pannensicherer Vorstand

Denn interessanterweise verschiebt sich bei Problemen die Argumentation sehr stark: Jetzt sind generell die äußeren Umstände Schuld. Der Markt hat ein Fahrzeug „nicht angenommen“. Es war elend teuer, laut, hässlich, aber es war der Markt (wer immer das auch ist), der sich verweigert hat. Für falsche Produkt-Entscheidungen ist niemand aus der Vorstandsetage zuständig, nur für die richtigen.

An den zu scharfen Grenzwerten ist daher ganz folgerichtig die EU Schuld.

NEIN, ist sie nicht!

Die Verschärfung von Abgasnormen steht seit Jahrzehnten weltweit auf jeder Umweltschutz-Agenda, das weiß nun wirklich jeder. Aber unsere höchstbezahlten Top-Manager wollen nun von Entwicklungen überrascht worden sein, die niemanden sonst überrascht haben.

Aber es ist ja viel bequemer – und leider auch entsetzlich bewährt –, die Politik zu bequatschen, den deutschen Premiumherstellern Sonderrechte zu erkämpfen, weil sie doch die weltweit geilsten Autos bauen.

Strenge Grenzwerte sind natürlich saublöd, wenn man schon zuvor seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und bei den Diesel-Abgaswerten lieber zu Betrug als zu effizienten Lösungen gegriffen hat. Übrigens finde ich den Begriff „Affäre“ in diesem Zusammenhang nicht nur verharmlosend, sondern irreführend, weil da (meines Wissens) niemand eine intime Beziehung mit Dieselmotoren oder Abgasen hatte.

Noch blöder ist es, wenn man sein Lieblings-Zugpferd Diesel, das man dringend zur Reduktion der Flottenverbräuche braucht, so in Verruf gebracht hat, dass man nun selbst sauberste Diesel nur noch schwer verkauft bekommt. Denn „Flottenverbrauch“ ist ja nur eine andere Ausdrucksweise für die CO2-Grenzwerte, um die es hier geht. Eine halbwegs objektive Diskussion über sinnvolle Grenzwerte und tatsächliche Ursprünge von Stickoxid, Feinstaub und den Nutzen der Sperrung einzelner Straßen ist seither auch nicht mehr möglich.