Daimler stellt in Peking das E-Auto Denza vor

Billig-Stromer

China ist das größte Versuchsgelände für Elektroautos der Welt. Ladestationen gibt es zwar im Riesenreich noch kaum - aber jetzt setzen deutsche Autobauer in der Elektromobilität erste Zeichen. Allen voran Daimler mit einem vergleichsweise günstigen E-Auto

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Der Denza ist eine Entwicklung von Daimler und seinem chinesischen Partner BYD. 6 Bilder
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Von
  • Martin Franz
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Peking, 22. April 2014 – „Wir wollen die Diskussion über Henne und Ei beenden“, sagt Hubertus Troska, China-Vorstand von Daimler. Mit dem neuen Elektroauto Denza und individuell angepassten Auflademöglichkeiten will er eine Antwort auf die Frage geben, was denn zuerst da sein muss: Überzeugende elektrische Autos oder ausreichende Infrastruktur mit Ladestationen. Mit viel Pomp wurde am Sonntag auf der Pekinger Automesse die Weltpremiere des fünfsitzigen Denza gefeiert, der eine Reichweite von bis zu 300 Kilometer haben soll. Volkswagen hatte zuvor noch versucht, Daimler und seinem chinesischen Partner BYD (Build Your Dreams) etwas die Show zu stehlen. VW-Chef Martin Winterkorn verkündete auf der Messe die „größte Elektro-Offensive in Chinas automobiler Geschichte“. Europas größter Autobauer setzt aber vielmehr auf seine bewährten Serienfahrzeuge, die nach Wahl einen Elektromotor mit niedrigerer Reichweite oder einen Plugin-Hybrid als Antrieb haben können.

Weniger als erwartet

Im Wettbewerb der Autobauer um die elektrische Zukunft Chinas konterte Daimler-Vorstand Troska mit einem Trumpf: Der Denza soll nur 369.000 Yuan kosten, umgerechnet 42.800 Euro, was die Zuschauer auf dem Messestand spontan mit Beifall quittierten. Chinesische Fachjournalisten hatten mit 400.000 bis 500.000 Yuan gerechnet. Mit den Zuschüssen fallen die Kosten auf weniger als 30.000 Euro – und ein Nummernschild winkt, auf das Käufer von Benzinern noch Monate, teils auch Jahre warten oder viel Geld bezahlen müssen.

Nach Jahren der Euphorie und Ernüchterung wird aber auch 2014 noch nicht den Durchbruch des Elektroautos bringen. Nach dem Wechsel der Regierung in Peking kommt immerhin etwas Fahrt in den Elektromarkt. „Der Nebel hat sich gelichtet“, sagt Arno Röhringer, Chef des Gemeinschaftsunternehmens von Daimler mit BYD, die 300 Millionen Euro in die Entwicklung des Denza gesteckt haben. „Die Signale sind positiv“, sagt Röhringer. „Der Markt wird sich entwickeln.“

Damit China wirklich der Vorreiter für Elektromobilität wird, müssen aber bürokratische Hürden überwunden und lokaler Protektionismus beseitigt werden. Denn Kunden bekommen für einen höheren Preis ein Auto mit geringerer Reichweite und ungewisser Auflademöglichkeit. „Es ist in China nicht so einfach wie in anderen Ländern“, sagt BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson. „Viele Probleme gibt es zu lösen“, stimmt Jia Xinguang von China Automotive Consulting zu. „Es ist ein Mix aus verschiedenen Problemen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen. Eine Lösung sei aber die Preisgestaltung – Subventionen, geringere Steuern und teurere Kraftstoffe. „Wenn der Preisabstand zwischen konventionellen und elektrischen Autos verkleinert wird, sind da durchaus Chancen.“