Opposition kritisiert das Fehlen aktueller Kaufanreize für Elektroautos

Bundesregierung beschließt "Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität"

Kurz vor den Wahlen gab das Bundeskabinett den Startschuss für das "Elektroauto der Zukunft" mit verbesserter Batterietechnik und höherer Reichweite. Ab 2011 sollen Zuschüsse erste Käufer überzeugen

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  • ssu
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Berlin, 19. August 2009 – Begleitet von skeptischen wie ermunternden Stimmen hat die Bundesregierung den Startschuss für das "Elektroauto der Zukunft" gegeben. Diese sollen mit verbesserter Batterietechnik und höheren Reichweiten von 2011 an – durch Kaufanreize gestützt – auf den Markt rollen. 2020 sollen eine Million mit Ökostrom betriebener E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen fahren und 2030 etwa 10 Millionen. Das sieht der "Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität" vor, den das Bundeskabinett am 19. August und damit nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 27. September beschlossen hat.

Frage der Kaufanreize späterer Regierung zugeschoben

Für Autofahrer sei neben dem Klimaschutz wichtig, dass schon heutige Elektro-Pilotfahrzeuge beim Tanken des Stroms die Hälfte der üblichen Spritkosten einsparten, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprachen sich für Kaufanreize bei Markteinführung der ersten 100.000 Fahrzeuge aus. Dies solle aber je nach Kostenentwicklung von späteren Bundesregierungen gesteuert werden. Heute koste eine schwere Batterie für ein Elektro-Auto 10.000 bis 15.000 Euro bei einer Reichweite pro Ladung von 200 km – unter Vertretern der Industrie und Energiewirtschaft werden bereits optimistischere Kostenprognosen diskutiert. Ein entscheidender Punkt neben den Anschaffungskosten der Batterie ist deren Lebensdauer beziehungsweise die Anzahl der Ladezyklen, die sie ohne nennenswerten Kapazitäsverlust aushält – hier fehlt es offenkundig noch an Erfahrungswerten. So räumt man auch beim Stromkonzern RWE, der für das Thema E-Mobility derzeit kräftig die Werbetrommel rührt, ein, dass die Kosten für den Verschleiß der derzeitigen Batterien deutlich über den Stromkosten fürs Aufladen liegen.

Verbrennungsmotor bleibt in der Mehrheit

Alle drei Minister erklärten, dass Verbrennungsmotoren trotz der Förderung der Elektromobilität noch lange nicht ausgedient hätten. Bei einem Bestand von 44 Millionen Autos wie heute und davon 10 Millionen E-Fahrzeuge wären das immer noch 34 Millionen, sagte Gabriel. "Deshalb muss es dabei bleiben, dass die Verbrennungsmotoren sauberer werden. Und das geht nur, wenn man weniger Sprit verbraucht." Auch müsse der zunehmende Individual- und Güterverkehr auf der Straße zugunsten von Bahntransporten gebremst werden. Gabriel forderte dabei, wie im Nahverkehr auch für Fernzüge den niedrigen Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent zuzulassen. Das werde bisher verwehrt, während der Sprit des schädlichsten Transportmittels Flugzeug steuerfrei sei.