Chemiefabrik im Auspuff

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Die Rohemissionen werden also bei Otto- und Dieselmotor durch eine Abgasrückführung zum Teil nachverbrannt. Beim Benziner folgt der Dreiwegekatalysator und in Zukunft ein Partikelfilter, der eventuell als zusätzliche Lage mit eingebaut werden kann. Beim Dieselmotor kommt nach der AGR ein Oxidationskatalysator und der Partikelfilter sowie flächendeckend der SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung und entsprechendem Zusatztank. Außerdem ist davon auszugehen, dass wegen der zeitweilig entstehenden Ammoniakgerüche noch ein so genannter „Gade Cat“ zu Neutralisierung montiert wird. Sehr wahrscheinlich ist mit der Einführung von Euro 6c-Norm und RDE auch mit einem höheren Harnstoffverbrauch zu rechnen, weil RDE eben unter vielen Umständen eine funktionierende Reinigung erzwingt statt nur auf dem Prüfstand.

Zusammengefasst: Unser Fachmann ist kein Allwissender, erklärt aber plausibel, welche Abgasreinigungstechnologien er kurzfristig als Mindeststandard erwartet. Es sollte interessierte Autokäufer stutzig machen, wenn ein Fahrzeug nicht darüber verfügt, was besonders für Dieselmotoren gilt.

Dieselmotor in höheren Segmente

Am Grundsätzlichen ändert sich also wenig. Der Dieselmotor bleibt, aber er verschiebt sich in höhere Segmente. Ein Volkswagen Up ist nicht als TDI erhältlich. Ein Bus T6 dagegen wird noch sehr lange vorwiegend mit Selbstzünder unterwegs sein. Wo ungefähr verläuft die Trennlinie? Heute in der Golf-Klasse. So weist das Portal Spritmonitor für alle ab 2015 zugelassenen Golf TSI einen Verbrauch von 7,84 Litern und für TDI von 6,14 Litern aus. Legt man den heutigen Tankstellenpreis in Hamburg von 1,20 Euro pro Liter Super E5 und 96 Cent pro Liter Diesel zu Grunde, liegt die Ersparnis für den TDI also bei 3,51 Euro auf 100 Kilometer – den Rest, also Kaufpreisdifferenz, Kfz-Steuer, Versicherung, Wartung und natürlich die persönlichen Vorlieben, muss jeder selbst ausrechnen und gewichten.

Zum Abschluss noch eine Bemerkung des Autors zur Energiesteuerpolitik. Hier liegt der Schlüssel für die Steuerung des zukünftigen Fuhrparks. Der Bürger erwartet hier eine langfristige Planungssicherheit. Wahrscheinlich würde es einen Aufschrei geben, wenn der Dieselrabatt von 18,41 Cent pro Liter kassiert werden würde, aber er wäre auszuhalten, wenn es eine sukzessive Abschmelzung zum Beispiel bis 2025 geben würde. Für den Verbrennungsmotor jedenfalls müsste der Logik nach Erdgas als Kraftstoff am stärksten gefördert und Diesel sanktioniert werden. Die Produktpalette ist hier aber auf dem Rückzug, wie die jüngst eingestellten CNG-Versionen von Passat und Touran nahelegen. (mfz)