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Von Aluminiumrahmen hält man in Mattighofen nicht viel und baut deshalb die Chrom-Molybdän-Gitterrohrrahmen der KTM EXC- bzw. SX-Modelle in die Husqvarnas ein. Den Unterschied macht vor allem der dreiteilige Heckrahmen aus glasfaserverstärktem Polyamid aus, in dem auch der Luftfilterkasten Platz findet. Polyamid ist flexibler als Aluminium, außerdem konnte so die praktische Griffmulde integriert werden. Wer je im Schlamm feststeckte, weiß solche Details zu schätzen.

Vorne arbeitet eine WP 4CS-Closed-Cartridge-Gabel mit 48 mm Durchmesser, wie sie bisher nur in den limitierten „Six-Days“-Modellen von KTM zum Einsatz kam. Die Konstruktion bietet nicht nur konstante und präzise Dämpfung, sondern auch ein geringeres Gewicht. Gehalten wird sie von einer gefrästen Gabelbrücke. Auch die hintere Federung der FE und TE unterscheidet sich von der EXC. Das Federbein wird nicht direkt an der Schwinge angelenkt, sondern arbeitet über eine Umlenkung, was ein feineres Ansprechen zur Folge hat. Dass die Husqvarna-Enduros rund zwei Kilo schwerer sind als die KTMs, werden die Fans verschmerzen können. Insgesamt sind die FEs etwas weicher abgestimmt als ihre orangenen Schwestern, was in schwierigem Gelände durchaus vorteilhaft sein kann.

Glaubensfrage

Leider sind die Husqvarna-Enduros um 300 Euro teurer als die KTMs, vor allem wegen der hochwertigeren Gabel und des Kunststoffhecks. Bei den Motocrossern beträgt der Unterschied nur 100 Euro zuungunsten der Huskys. Ob man jetzt zu einer KTM oder Husqvarna greift, ist letztendlich eine Geschmacksfrage, falsch macht man sicher mit keiner von beiden etwas. Erstaunlicherweise schickt der Mutterkonzern neben den KTM-Werksteams auch Husqvarna-Werksteams in die Motocross- und Enduro-WM. Der innerbetriebliche Konkurrenzkampf ist von Pierer ausdrücklich erwünscht.

Interessant wird es wohl erst in zwei oder drei Jahren, wenn Husqvarna mehr Eigenständigkeit bei der Produktpalette entfalten kann. So wurde auf der EICMA in Mailand ein Supermoto-Showbike namens 701 ausgestellt, dass zwar ein etwas gewöhnungsbedürftiges Design zeigte, aber den kräftigen Motor der KTM 690 LC4 mit 75 PS trug. Stefan Pierer hat bereits angekündigt, dass Husqvarna auf lange Sicht die Offroadmarke im Konzern werden soll – was unter KTM-Fans für Unruhe sorgt, schließlich waren Sportenduros und Motocrosser immer die Kernkompetenz der Österreicher und hat sie am Weltmarkt groß gemacht. Aus der Firmenzentrale ist durchgesickert, dass der 690-LC4-Motor künftig nur noch Husqvarnas antreiben soll, da er sich lediglich in Deutschland einigermaßen gut verkauft, in den restlichen Ländern ist er zum Ladenhüter mutiert. Dabei ist der 690er nicht nur der stärkste Einzylinder auf dem Markt, sondern auch einer der ausgereiftesten.

Schon heute übertrifft der Anteil der Straßenmaschinen bei KTM die der Sportenduros. Es gibt halt wesentlich mehr Motorradfahrer, die sich auf dem Asphalt wohler fühlen als im Gelände. Auch wenn es sicher weiterhin Enduros und Motocrosser von KTM geben wird – die großen Stückzahlen werden zukünftig wohl die Straßenmotorräder ausmachen, wohingegen Husqvarna eine reine Offroad- und Supermoto-Marke bleiben soll.