Das Rekordbike von BMW: HP4 Race

Inhaltsverzeichnis

Sensibler und zuverlässiger können Federelemente nicht ansprechen. Die superleichten Karbon-Räder verhelfen der BMW zu einer atemberaubenden Handlichkeit, die man mit Leichtmetall-Rädern nie erleben wird. Doch BMW geht noch weiter und bietet Einstellmöglichkeiten für den Lenkkopfwinkel von 65,5 bis 66,5 Grad, der Nachlauf kann von 95 bis 112 mm geändert werden, und auch der Schwingendrehpunkt und die Heckhöhe sind variabel. Je nach Rennstrecke und Vorlieben des Piloten lässt sich das Fahrverhalten von stur bis handlich verändern. Die Sitzhöhe auf dem dünn gepolsterten Höcker kann in drei Positionen zwischen 816 und 846 mm verstellt werden, die Lenkerstummel und die Fußrasten sogar noch in deutlich mehr Positionen. Jeder Rennfahrer stellt die Ergonomie seines Arbeitsgeräts akribisch auf sich ein, und selbstverständlich will das BMW an der HP4 Race auch seinen Kunden bieten.

Renngetriebe mit diversen Übersetzungen

Bei vielen Teilen bediente sich BMW direkt bei seinen (ehemaligen) Werks-Motorrädern aus der Superbike-WM. Ein Quickshifter mit Blipper-Funktion lässt ein Rauf- und Runterschalten der Gänge ohne Betätigung der Kupplung zu, ein Steuergerät unterbricht dafür die Zündung für einige Millisekunden. Das 2D-Dashbord – natürlich in Karbon eingefasst – samt GPS entspricht tatsächlich dem aus der WM. Es liefert Unmengen an Informationen und verfügt über einen auslesbaren Datenspeicher. Der Kabelbaum der Bordelektrik ist für den Rennbetrieb entwickelt und leichter als die Serie. Sogar an einen Speed-Limiter für die Boxengasse wurde gedacht.

Das Getriebe ist enger gestuft als bei der S 1000 RR, die ersten beiden Gänge sind länger, die oberen drei kürzer übersetzt, und diverse Ritzel und Kettenräder werden beim Kauf mitgeliefert. Der Fahrer hat somit die Möglichkeit, die HP4 Race auf hohe Endgeschwindigkeit für eine High-Speed-Strecke oder auf bessere Beschleunigung für kurvige Kurse zu übersetzen. Das Schaltschema ist, wie bei Rennmotorrädern üblich, umgekehrt, das heißt, für den ersten Gang wird hoch geschaltet, für die restlichen fünf nach unten.

Unfassbare Leistung

Doch das eigentliche Highlight bildet der Motor. Unfassbare 215 PS bei 13.900/min und mächtige 120 Nm Drehmoment bei 10.000/min liefert der Reihenvierzylinder. Er lässt sich bis 14.500/min drehen, 300/min höher als in der S 1000 RR. Für den Rennbetrieb, wenn es um Zehntelsekunden geht, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die Verbindung zwischen Kolben und Kurbelwelle stellen gefräste Stahlpleuel des Spezialisten Pankl her. Eine höhere Verdichtung von 13,9 : 1, schärfere Nockenwellen, erleichterte Kurbelwelle, optimierte Ansaugwege, eine Airbox, in der größere, variable Ansaugtrichter arbeiten und eine Rennpsort-Auspuffanlage aus Titan von Akrapovic erhöhen die Leistungsausbeute des Motors im Vergleich zur S 1000 RR um 16 PS. Eine gefräste Ölwanne vergrößerte das Volumen um einen halben Liter.

In der Manufaktur wird jede HP4 Race gewissenhaft auf dem Prüfstand eingefahren. Erst wenn gesichert ist, dass der Motor die versprochene Leistung abgibt, wird er mit frischem Öl befüllt und verplombt, denn BMW gewährt 5000 km Garantie, möchte aber sicher gehen, dass niemand selber am Motor fummelt. Schließlich könnten die Kosten im Garantiefall bei einem 80.000 Euro-Motorrad schnell im fünfstelligen Bereich landen. (fpi)